Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg

59 
Darum war auch die Bäuerin betrübt. Der Räuber merkte dies 
und fragte sie um ihr Leid. Die Bäuerin erzählte ihre Not, so daß 
der Eäuber bewegt wurde. Am anderen Tage früh übergab der Loisl 
der Bäuerin die Summe Geldes, die sie der Herrschaft schuldig 
waren. Das Weib erschrak nicht wenig und fragte den Fremden 
um seinen Namen und Stand. „Ich bin", sprach dieser, „der 
Wagnerloisl, ich schenke euch das Geld; wenn dich der Pfleger 
fragt, woher du das Geld hast, sag' ihm nur die Wahrheit, ich 
halte mich im Brandstötter Holz auf". Die Bäuerin trug das Geld 
zum Pfleger. Auf die Frage desselben, woher sie soviel habe, teilte 
sie ihm mit, daß ihr das der Räuber Wagnerloisl geschenkt habe, 
er halte sich im genannten Gehölze auf. Auf das hin ließ der Pfleger 
alle seine Leute sammeln und bewaffnen, das Brandstötter Holz 
durchsuchen, um des Räubers habhaft zu werden. 
Da im Schlosse niemand anwesend war, schlich sich der 
Eäuber auf das Schloß, begab sich in das Zimmer des Pflegers und 
stahl die gleiche Summe Geldes, welche die Bäuerin dem Pfleger 
übergeben hatte und die der Pfleger auf dem Tische hatte liegen 
lassen. 
„Die Klausmäre". 
Der Müller Mairinger hatte seinen Besitz in der heutigen 
Klausmühle in Josefstal in der Nähe von Schwertberg. Er lebte 
mit seinem Weibe und seiner Tochter Anna im großen Glücke. 
Der Rentschreiber Schilcher des dem Herrn von Tschernembl ge¬ 
hörigen Schlosses Schwertbeig hatte an der schönen Müllerstochter 
großen Gefallen und wollte sie zur Frau haben. Er ließ den 
Müller zu sich rufen und eröffnete ihm, daß er 100 fl zur Bei¬ 
stellung von Kriegern gegen die Türken zu zahlen hätte; gebe er 
ihm aber seine Tochter zur Frau, so werde er ihm diese Summe 
nachlassen. 
Doch der Müller kannte den Charakter des Rentschreibers 
und verweigerte ihm die Hand seiner Tochter. Der Rentschreiber 
schwur nun Rache. Um nun dessen Nachstellungen zu entgehen, 
wurde Anna zu einem Verwandten Hofer in Unternberg bei Gries- 
kircken gebracht. Daselbst lernte sie einen Müllerburschen Josef 
Freller kennen, der in einer Nachbarsmühle bedienstet und 
wegen seiner körperlichen Schönheit und seines sittlichen und be¬ 
scheidenen Benehmens in Hofers Hause gerne gesehen war. Es 
entspann sich zwischen beiden ein Liebesverhältnis. Josef verließ 
seinen Meister, wie es Hofer und die Liebenden verabredet hatten, 
und begab sich zu Fuße in die Klausmühle zu Annas Eltern, von 
denen er als Müllerbursche aufgenommen wurde. Die Müllersleute 
wußten noch nichts von dem Verhältnisse zwischen Josef und Anna. 
Da sich Josef sehr geschickt stellte und sehr ordentlich war, 
so wünschten sie ihn heimlich als ihren Tochtermann. Der Zufall 
wollte es, daß Hofer starb, und so mußte Anna wieder zu ihren
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.