Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg

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Das Innere ist herrlich und zur Andacht stimmend. Ursprünglich 
war die ganze Kirche im gotischen Stile gebaut; später zerstörte 
eine Feuersbrunst das Gewölbe des Mittelschiffes. Dasselbe wurde 
dann im romanischen Stile wieder hergestellt. 
Das Presbyterium ist sehr geräumig. Steinrippen zieren das 
Spitzgewölbe und Maßwerk die Fenster. Den ebensfalls gotischen 
Hochaltar ziert als Altarblatt ein Reliefbild. Dasselbe stellt dar, 
wie ein Hilfesuchender die Gottesmutter um ihre Fürbitte anfleht, 
und dann auf wunderbare Weise Hilfe findet. An der Nordwand 
des Presbyteriums sieht man noch ein Sakramentshäuschen und 
nebenan in einer Nische das große Bild, welches den Ursprung des 
Wallfahrtsortes darstellt. 
Auf einer dort hängenden Tafel ist folgendes zu lesen: 
Ursprung 
der 
Wallfahrtskirche Allerheiligen. 
Um die Zeit des Jahres 1490 (was auch die Jahreszahl 1492 ein¬ 
gemeißelt an einem Seitenpfeiler auf der Epistelseite nachweist) lebte am 
jetzigen Hirtnergut in der Ortschaft Allerheiligen ein Bauersmann, welcher 
von der entsetzlich herrschenden Seuche und Pestkrankheit befallen wurde. 
Dem Sterbstündlein nahe, sagte er zu seinen Verwandten, sie sollten seinen 
toten l<eib auf einen Karren legen, seine Rinder anspannen und ihn nach 
freien Willen ziehen lassen. An der Stelle, wo sie aus freien Stücken 
mit ihm stehen bleiben würden, sollten sie ihn begraben und Gott zu 
Ehren, sowie zum Preise der Königin aller Heiligen ein Hüttel zum Ge¬ 
bete aufrichten. Alles geschah *nach seinem Wunsche, der Ort, wo damals 
der Wagen stehen blieb, war unbewohnte Wildnis, von Waldbäumen und 
Gesträuch bewachsen. Aus einer großen Föhre wurde die Kapeile erbaut, 
zu welcher die Leute in schwerer Krankheitsnot haufenweise ihre Zuflucht 
genommen haben. Dabei sind soviele Gaben an Geld geopfert worden, 
daß in kurzer Zeit angefangen wurde, die Kirche zu bauen. Zum An¬ 
denken ist am Grundsteine des Turmgebäudes, sowie am Seitenpfeiler 
der Kirche auf der Epistelseite die Jahreszahl „1504" eingemeißelt. 
In der Zeit des Jahres 1505 lebte ein Mensch in dieser Gegend, 
närrisch am Geiste. Für ihn wurde das Gelübde abgelegt, aus Dankbar¬ 
keit gegen die hohe Königin aller Heiligen, diesen Altar (Hochaltar) her¬ 
stellen zu lassen, worauf er seine Gesundheit wieder erlangt hat. Dieser 
Mann ist in bildlicher Darstellung zu sehen, aui den Knieen liegend, mit 
Ketten gefesselt, die gefalteten Hände bittend zu Maria erhebend. Dieses 
Gnadenbild Mariens, der Altar, alle Votivtafeln und Andenken an die Ver¬ 
ehrung Mariens wurden jedoch unter der allgemein einreißenden lutherischen 
Keligion gänzlich oder womöglich verwüstet, alle Wallfahrtsprozessionen, 
sowie die heiligen Meßopfer unterblieben. Das Heiligtum wurde verwüstet, 
ja man kann aus deutlichen Anzeichen vermuten, daß es niedergebrannt 
wurde und lange Zeit hindurch einer Ruine ähnlich, verlassen stand. 
Unter dem Gnadenbilde sind in goldenen Ziffern die Zahlen „1505, 
1879" eingegraben. Die Zahl 1505 bezieht sich auf die in der obigen 
Erzählung erwähnten ersten Errichtung, die Zahl 1879 auf das jetzige. 
Die Sakristei befindet sich im Turme. In derselben ist das 
steinerne Faltengewölbe sehenswert. Im schönen gotischen Stil
	        
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