Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg

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Endlich beschließt der Kaftee die Hochzeitstafel. Nun verläßt die 
Musikkapelle ihren Platz und begibt sich ins Tafelzimmer, der 
Wirt erscheint mit einer Tasse, auf welcher eine Weinflasche und 
mehrere Gläser sich befinden. Der Leiter der Kapelle nimmt em 
Glas und überreicht es mit den Worten: „Den Brautleuten eahna 
kreuzbrave Gesundheit", dem Zuabräutga, der es dem Bräutigam 
entgegenbringt. Ein Tusch folgt. Nun geht es unter G'stanzeln und 
Liedern die ganze Reihe der Hochzeitsgäste durch. Dieser Vorgang 
heißt das „G'weisat" und bringt der Musik reichlichen Lohn fur 
ihre unermüdliche Tätigkeit. Währenddessen hat der Wirt sich 
ein Plätzchen an einem Tisch gesucht und zwei brennende Kerzen vor 
sich hingestellt; es wird Rechnung gemacht. Einer nach dem an¬ 
dern der Hochzeitsgäste kommt, die Rechnung zu begleichen. Hie¬ 
rauf wird das „B'schaidessen" zusammengepackt und einer nach 
dem andern verliert sich; die Hochzeit naht ihrem Ende. 
Tod und Begräbnis. 
Liegt ein Mitgled des Hauses im Sterben, so wird eine 
Wachskerze angezündet und gebetet. Ist dann dasselbe gestorben, 
so wird sofort die Uhr in ihrem Gange aufgehalten, worauf erst 
dem Toten von einem Angehörigen oder Verwandten die Augen¬ 
lider zugedrückt werden. Der Leichnam wird nun gewaschen, an¬ 
gezogen und aufgebahrt, d. h. auf eine mit einem Bettuch über¬ 
deckte Bank gelegt. Einer männlichen Leiche einen Rock anzu¬ 
ziehen, ist nach hiesigem Gebrauche nicht erlaubt. Nach der Aul- 
bahrung wird das Stroh aus dem Bette des Verstorbenen genommen, 
an eine Straßenkreuzung (Kreuzweg) gebracht und dann zur Nacht¬ 
zeit verbrannt. In die Asche wird die Schüssel und der Topi, m 
welchem das Wasser, mit dem der Leichnam gewaschen wurde, sich 
befand, geworfen. 
Ereunde und Nachbarn kommen nun, um die Leiche „anzu¬ 
schauen" und auch für den Verstorbenen ein Vaterunser zu beten. 
Zu Füßen des Aufgebahrten steht ein Glas mit Weihwasser, m dem 
sich ein Ährenbüschel oder ein Zweig von Rosmarin befindet, um 
die Leiche zu besprengen. In der Nacht kommen die Nachbarn 
herzu, um an der Leiche zu „wachten". Es werden dabei einige 
Rosenkränze, Litaneien und verschiedene andere Gebete gebetet. 
Nach dem Beten werden die Leute mit Wein, Bier, Most, Schnaps 
und Brot bewirtet. In den meisten Fällen kommen die Leute nicht 
des frommen Zweckes zum Nachtwachen, sondern ganz unedler 
Triebe wegen. An dem Tage, an dem der Leichnam zu Grabe ge¬ 
tragen wird, sammeln sich die Teilnehmer am Leichenbegängnisse 
im Trauerhause, verrichten die üblichen Gebete, bis der Tischler 
mit dem Sarge kommt, der dann den Leichnam in denselben bettet. Der 
Tischler im Vereine mit einigen Nachbarn tragen den Sarg nun 
hinaus. Über jede Türschwelle wird er in Form eines Kreuzes ge¬ 
schwenkt. Der Vorbeter spricht dabei die Worte: „Im Namen des 
Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen. Gelobt sei
	        
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