Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg

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absichtlich Stock o$er Schirm zurück, um eine Ausrede für sein 
Wiederkommen zu haben. Jetzt erst trägt er sein Anliegen vor. 
Ist der Bund eine beschlossene Sache geworden, so besuchen nun 
Braut und Bräutigam schon lange vor der Hochzeit die nächsten 
Verwandten, dann Nachbarn und Göd'nleute, um sie zur Hochzeit 
zu laden. Geht das Weib, so kommt gegen Abend der Mann ins 
Zuschauen, wie er sagt; geht der Mann, so folgt das Weib nach. 
Gewöhnlich am Donnerstag vor dem Hochzeitstage — gewöhnlich 
ein Montag oder Dienstag — kommen Bräutigam (Bräutga) und 
Braut zum Wirt, bei dem die Hochzeit gehalten wird, um die 
Hochzeit „aufz'dingan", d. h. anzugeben, wieviel Hochzeitsgäste 
kommen, wie hoch das „W^oasatgeld", Mahlgeld, nach dem sich die 
Anzahl der Speisen richtet, betragen soll. Dasselbe beträgt meistens 
6, 10 und 12 K. Das Mahl ist sehr reich, die Speisen, meist Fleisch¬ 
speisen, wechseln dann in bunter Folge. Den Beginn machen immer 
Kraut und Würste, wo die nicht zu haben sind, gebratene Leber, 
dann folgt eine Rindsuppe u. s. w., bis zuletzt das Gebäck (Torten) 
und der Kaffee folgen. Beim Hochzeitsding'n wird nun auch be¬ 
stimmt, ob nur ein Mahl, das von 11 Uhr Vormittag bis gegen 
Abend, oft auch bis 9 Uhr und darüber dauert, oder eine ganze 
Hochzeit, d. h. mit Tanz gehalten wird. Am Sonntag vor der 
Hochzeit kommt der Bräutigam ins Haus der Braut, wo sich Hoch¬ 
zeitsgäste, Nachbarn u. a. eingefunden haben, zum „Kranzbinden". 
Es wird für den Bräutigam ein kleiner Rosmarinkranz (meist von 
der Braut oder Zubraut) gebunden, der dann in den Pfarrhof ge¬ 
bracht und bei der Trauung vom Priester dem Bräutigam gereicht 
wird. Daß beim Kranzbinden Küche und Keller der Brauteltern 
in Anspruch genommen werden, dabei auch oft getanzt wird 
(Kranzbindertanz), ist selbstverständlich. 
Am Hochzeitstage (Hochzeit mit Tanz) wird der Bräutigam 
schon am frühen Morgen von der Musik abgeholt. Dasselbe ge¬ 
schieht auch, wenn er nicht zu weit entfernt wohnt, mit dem 
Brautführer (Zuabräutga). Von da bewegt sich die Schar zur 
Braut, wo sich nach und nach die Hochzeitsleute eingefunden haben. 
Daß es nirgends an Bewirtung fehlt, ist selbstredend. Nun wird der 
Weg zum Pfarrorte eingeschlagen, beim Wirtshause, wo die Hoch¬ 
zeit abgehalten wird, wird Rast gemacht. Dort werden die Hoch¬ 
zeitsleute mit Kaffee bewirtet und mit den üblichen Blumen (Busch'n) 
geschmückt. Hierauf ordnet sich der Zug zum Kirchenzuge. Der 
Zug wird eröffnet vom Brautführer, d. h. wenn er ledig, von der Braut 
und dem Wirte. Ist der Zuabräutga verheiratet, so geht dieser 
mit seiner Ehehälfte und statt seiner mit der Braut deren Vater. 
Diesen schließen sich die anderen Zuabräutga an, da es deren oft 
mehrere gibt und die Zubräute, dann in bunter Folge die Manner. 
Den Schluß bilden die Weiber. Vor der Kirchentür hält die Musik 
und der Hochzeitszug bewegt sich in die Kirche. Nach der Trauung 
ist ein Opfergang um den Altar. Hier könnte an eine alte Sitte 
erinnert werden. Es sprach nämlich entweder die Braut den Bräu-
	        
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