— 89 —
Kaiser Joseph I. bewilligte Verzeihung alle» Jene»,
welche die Waffen ablegen und ruhig nach Hause ziehe»
würden; »ur die Rädelsführer sollte» oo» diesem Pardo»
ausgenommen sein.
Bald hermich wurden der Churfürst Max Emmanuel
und dessen Bruder Clemens, Churfürst vou Köln, wegen
ihrer Verbindung, mit Frankreich, in die Reichsacht erklärt;
Bayern wurde als eröffnetes Reichslehen betrachtet und
von Oesterreich im Besitz behalten.
Die Herrschaften und die Gerichte an den Gränzen
verschenkte der Kaiser au seine Diener und guten Freunde.
So erhielt der Fürst von Trantfon das Land- und Pfleg¬
gericht Ried, Schärding erhielt Graf von Sinzendorf;
Manerkircheu der Graf von Löwenstein; Utendorf nnd
Matighofen der Kammerpräsident Graf von Starhcmbcrg;
Wildshut uud Friedburg der Kanzler, Freiherr von Seilern.
Nach dem; Mittrage Kaiser Joseph's 1., eines geschworenen
Feindes von Bayern und dessen Negeiiteiihaiises, hätte das
Land Bayer» gänzlich zerstückelt und so bcr Raute, wie die
Selbstständigkeit eingehen sollen.
Die Folgen dieses Krieges lagen schwer ans dem
unterjochten Lande; viele Ortschaften nnd Höfe waren ver¬
brannt; ganze Gegenden ausgeplündert nnd verwüstet,
Bürger uud Bauern durch die fortwährenden Einqnartirnngen,
Truppenzüge, durch die wiederholten Kontributionen und
Anlagen aufgesaugt und deren Wohlstand ans viele Jahre
dahin.
Im April (17.) 1711 starb Kaiser Joseph I. zu
Wien; dessen jüngerer Bruder Carl, der bisher mit Glück
um beu spanischen Thron gekämpft hatte, ward nun auf
den österreichischen Thron berufen. Dieser Vorfall führte
einen .gewaltigen Umschwung der Ereignisse herbei.
Kaiser Carl (VI.) entschloß sich im Jahre 1714
zum Frieden und verzichtete nicht nur auf Spanien, son¬
dern gab auch ganz Bayern sammt dem Inkreise dem
Churfürsten Max Emmanuel, der wie sein Bruder I. Clemens,