Volltext: Beschreibung der Pfarre und Gemeinde Hohenzell bei Ried im Innkreis und deren Umgebungen

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an der Isar, Vils, Rot und am In. Tausende standen 
plötzlich in Waffen: „Lieber bayerisch sterben, 
als kaiserlich verderben," so scholl es durch das 
ganze Land. Die abgedankten Soldaten gesellten sich dazu 
und machten die Anführer; Jeder gab was er hatte, 
Waffen, Pferde, Wagen. Man sormirte Compagnien, 
Bataillone, Escadrons, lernte Exerziren, zog mit Fahnen 
und klingendem Spiel durch» Land, verjagte einzelne Ab¬ 
theilungen Oesterreicher, entriß ihnen die ansgehobenen 
Mannschaften; auch die Amthäuser wurden gestürmt, die 
obrigkeitlichen Persoueu verjagt und überall die Gewehre 
gesammelt. So geschah es zu Nied, wo ebenfalls schon 
der Aufstand ausgebrochen war und der sich über Altheim, 
Braunau, Mauerkirchen, Matighoseu und Höhnhart hin¬ 
wälzte. Zn Aurolzmüuster behandelten die Bauern die 
dortigen Verwalter auf eine schimpfliche Weise und trak- 
tirten sie mit Stößen und Schlägen. Die Bauern von Ried 
boten ihre Nachbarn ans, am 10. November zu Tnmelts- 
heini und Anrolzmünster bewaffnet zu erscheinen; im Falle 
der Unterlassung wnrve ihnen mit Tod und Brand der 
Häuser gedroht.- 
Nachdem die Bauern eine Weile herumgeschwärmt, 
sich mit Gewehren versehen, ledige Burschen und abgedankte 
Soldaten an sich gezogen und so sich beträchtlich vermehrt 
hatten, rückten sie am 13. November vor die Festung 
Braunau, um durch die Eroberung dieses Platzes einen 
Haltpnnkt zu gewinne» unb um mit mehr Sicherheit an¬ 
griffsweise operiren zu können. 
Die Anführer dieser Jnfnrgenten, die sich „Landes¬ 
vertheidiger" nannten, waren Sebastian Plin- 
ganser, ein studiosus juris ans Pfarrkirchen an der 
Rot unb bessen Stnbiengenofse, Georg Mein bl ans 
Altheim. Die Zahl ber Insurgenten, bie sich zu beiben 
Seiten des Ins gelagert hatten, war auf 20.000 Mann 
gestiegen. Nach einer mehrtägigen Belagerung fiel Braunau 
in ihre Gewalt. (27. November 1705.)
	        
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