— 66 —
Indessen sah es im benachbarten Lande ob der Ens
hinsichtlich des religiösen Geistes und der politischen Gährung
viel trauriger aus.
Die oberösterreichischeil Stände wollten deu Kaiser
Ferdinand II. nicht als ihren Landesherrn anerkennen
und hatten sich mit den abtrünnigen Böhmen consöderirt;
die Bauer», weil sie sich von ihren Herrschaften vielfach
bedrückt wähnten, waren im vollsten Maße unzufrieden
und im Aufruhr begriffe», wozu die lutherischen Prädikanten
durch ihre Hetzereien auch das Ihrige beitrüge»; viele
Pfarren waren verwaiset und die katholischen Pfarrer ver¬
drängt. So war es mich in P r a m k i r ch e u, wo die ge-
waltthätigeu Jörger auf Tolet und Erlach die zum Pfarr-
widdum gehörigen Zehente an sich gerissen hatten; nur
von Hohenzell aus wurden an die dein Glauben tren-
gebliebenen Pfarrholdeu die heil. Sakramente gespendet, bis
endlich die durch Kaiser Ferdinand II. mit Strenge durchge¬
führte Reformation wieder katholische Seelsorger dort einführte.
Noch kein Regent Oesterreichs hatte die Negierung
unter so mißlichen und verzweifluugsvolleu Verhältnissen
übernommen, wie Kaiser Ferdinand II. Die böhmischen
Stände hatten ihn der Königswürde entsetzt und den Herzog
Fridrich von der Pfalz zum König ausgerufen, Ungarn
größtentheils von den Türken unterjocht, Ober- und Unter¬
österreich bereits in voller Gährnng, die Hauptstadt Wien war
von feindlichen Schaaren umlagert, Ferdinand selbst ohne
Armee, ohne Hülse, ohne Geld!
In dieser Verlegenheit wandte er sich an seinen Jugend¬
freund, den Herzog Max in München, und schloß mit ihm
einen Vertrag, in welchem dieser ihm allen Beistand ver¬
sprach. (Im Jahre 1620.)
Herzog Max brach auch mit seinem Heere unter dem
Befehle des General Tilly gegen Schärding und gegen die
Gränze des Landes ob der Ens auf; am 25. Juli (1620)
rückte die Hauptarmee unter Tilly über die Gränze, wie¬
wohl die Bürger von Peuerbach, Niedau, Nenmarkl gegen