Volltext: Deutschland in Ketten

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lungssreiheit vorbehalte, wenn sie nicht bald aus Paris 
eine Antwort auf ihren Fragebogen bekommen werde. Man 
werde unter Umständen eine Konferenz aller an der Re- 
parationsfrage beteiligten Mächte mit Ausnahme Frank 
reichs und Belgiens zusammenberufen. 
Poincar6 spielt den Erstaunten, warum ist man in 
London so unfreundliche Ist er nicht jederzeit bereit, seinen 
Standpunkt zu vertreten- Hat er jemals eine Diskussion 
zwischen London und Paris abgelehnt; warum besteht 
man gerade auf der Form dieses Fragebogens; Der ord 
nungsliebende Advokat zeigt sich auf einmal als Verächter 
aller bürokratischen Formen und regt einen persönlichen 
Meinungsaustausch an. 
Von diesem „persönlichen Meinungsaustausch" weiß er 
seine eigene Person geschickt fernzuhalten. Der Londoner 
Botschafter Frankreichs debattiert mit Lurzon über dies 
und das, über den Vorzug schriftlicher oder mündlicher Ver 
handlungen, ob man einen neuen interalliierten Vorschlag 
veröffentlichen oder ob man ihn besser geheimhalten soll, 
ob man die Belgier zuziehen soll oder nicht, ob erst diese 
und dann jene oder erst jene und dann diese Frage behan 
delt werden soll, und ob es nicht besser ist, noch einige Zeit 
zu warten, bis man genauere Unterlagen hat. Schließlich, 
als das ganze Register des Ausweichens und Hinhaltens 
erschöpft ist, verlangt Poincar6, vor jeder Verhandlung 
müsse England seinen ganzen Einfluß auf Deutschland 
geltend machen, daß es kapituliere. Vor allem müsse Eng 
land erreichen, daß die Deutschen die „Sabotageakte" unter 
ließen, die den Franzosen im Ruhrgebiet immer unan 
genehmer werden. 
Aber die englische Politik wird jetzt hartnäckiger, es ist 
ein merklicher Unterschied gegen früher eingetreten. Das 
englische Kohlengeschäft hat zwar durch die Ausschaltung 
der deutschen Kohle vom Weltmarkt einen erfreulichen Auf 
schwung genommen. Doch das genügt nicht, um die wirt 
schaftlichen Nachteile des Ruhrkampfes wieder auszugleichen. 
Die große Wirtschaftskrise wirft ihre Schatten deutlich 
voraus. Englands Blicke sind stärker denn je auf das rus 
sische Geschäft gerichtet, das in Genua Lloyd George ent 
gangen ist. Die Vereinigten Staaten sind schon in aller
	        
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