Volltext: Deutschland in Ketten

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Aus eigener Kraft) wird diese unerhörte neue Probe 
ein zum Durchhalten entschlossenes Volk finden) wird die 
Entschlossenheit auch dann noch bestehen, wenn sie mit 
immer größeren persönlichen Opfern verbunden sein wird) 
Rann der innere Hader zurückgehalten werden) Ist der 
Ginn des Kampfes vom Volke verstanden wordene Sind 
die finanziellen und wirtschaftlichen Grundlagen zum Durch 
halten gegeben oder können sie geschaffen werden) 
Die Regierung glaubt, alle diese Fragen bejahen zu 
können. Das Volk stimmt ihr zu. Die Wirklichkeit scheint 
ein volles halbes Jahr lang beiden recht zu geben. Dann 
naht die Katastrophe, heimlich erst, an einzelnen Stellen 
beginnend, in Kundgebungen der Wankelmütigkeit und der 
Mutlosigkeit sich offenbarend, frecher und unheimlicher dann 
vorstoßend, hier und da weithin sichtbar werdend, immer 
breiter sich ausdehnend. Vom Geld nimmt es den Ausgang, 
an der persönlichen Not nährt es sich, am inneren Radika 
lismus und dem Hader frißt es sich satt, die Nerven der 
Staatsmänner lähmt es. Auf einmal hebt es sich zur Höhe 
und steht da und ist nicht mehr abzuwehren. 
Aber dann zeigt sich, daß auch die andern getroffen 
sind, die Generale, die Soldaten, die Tanks und diejenigen, 
die hinter ihnen stehen. Ein halbes Jahr nach der deutschen 
Ratastrophe wird die Katastrophe auch drüben offenbar. 
Der historische Riesenkampf endet unentschieden. Ein Jahr 
nach dem Ruhreinbruch beginnen sich die Fronten im Kampf 
um den Rhein und um die deutschen Zahlungen, auf beiden 
Seiten schwer getroffen, neu zu ordnen. Der Kampf geht 
weiter, er verlangt nach neuen Mitteln, neuen Waffen. 
☆ 
Immer wieder betont Poincar6, daß Frankreich keinen 
Versuch machen werde, zu Verhandlungen zu gelangen. 
Erst müssen die Deutschen ihren widerstand aufgeben. 
„Wir werden", sagt er am 29. März 1923 vor der Kammer, 
„unser Pfand nur gegen greifbare Leistungen aufgeben, 
wir werden uns nur nach dem Umfang der erlangten Zah 
lungen zurückziehen." 
Reichskanzler Luno antwortet am 11. April im Reichs 
tag: „Alles ist geschehen, um den Ruhreinmarsch zu ver 
hindern. Freiheit und Friede müssen gesichert sein, wenn
	        
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