Volltext: Deutschland in Ketten

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den Deutschen die Aufhebung der Sanktionen nach An 
nahme des Ultimatums verspreche. 
Deutschland rafft sich zu eigener Gegenwehr auf. „wir 
müssen uns mit einem Schlage weigern, feindliche waren 
anzunehmen, jeder deutsche Raufer und Verkäufer muß ihre 
Annahme verweigern. Der Feind will uns aussperren, un 
sere Arbeiter brotlos machen. Sollte das deutsche Volk nicht 
so viel Gemeinsinn aufbringen, um die ihm allmählich nur 
zu gewohnt gewordene Streikwaffe auch einmal nach außen 
zu kehren in einem allgemeinen, zähen Boykott feindlicher 
waren)" 
Die Boykottbewegung wird zuerst leidenschaftlich auf 
gegriffen. Handelskammern versenden Rundschreiben an 
ihre Mitglieder, die Presse stellt sich in den Dienst der 
Sache, Industrie- und Handelstage erlassen Aufrufe. Den 
Franzosen beginnt der Boykott unangenehm zu werden. 
Sie protestieren bei der Reichsregierung gegen die Selbst 
hilfe des Volkes. Die Reichsregierung findet nicht den Ent 
schluß, den Boykott zu rechtfertigen und für ihn einzutreten. 
Aus Mangel an Unterstützung schläft die Bewegung im 
gerbst wieder ein. 
Im August iori beschäftigt sich der Oberste Rat mit den 
Sanktionen. Es wird beschlossen, die Besetzung Düssel 
dorfs und der Ruhrhäfen „bis auf weiteres" aufrechtzu 
erhalten. Frankreich denkt nicht daran, den Fuß von der 
Schwelle des Ruhrgebietes wieder zurückzuziehen. Die so 
genannten wirtschaftlichen Sanktionen sollen aufgehoben 
werden, wenn Deutschland statt dessen neuen Forderungen 
der Alliierten zustimmt. Verlangt wird das Zugeständnis 
eines bestimmten ELnfuhrkontingents an Frankreich, die 
Errichtung einer interalliierten Ein- und Ausfuhrkontroll 
behörde im besetzten Gebiet und die Einwechselung der von 
den Alliierten bisher an der Rheinzollgrenze erhobenen 
Papiermarkbeträge in wertbeständige Zahlungsmittel. 
Das heißt nichts anderes, als daß mit der Aufhebung 
rechtswidriger Strafmaßnahmen neue Zugeständnisse er 
preßt werden sollen, die dann nach völkerrechtlicher Aus 
legung den Charakter rechtmäßiger Vereinbarungen er 
halten. 
Die deutsche Regierung protestiert gegen die Rechts 
widrigkeit der neuen Forderungen und nimmt sie an, „um
	        
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