der allgemeinen wirtschaftlichen Verwirrung trage. Es
könne, so sagen sie, keine Besserung eintreten, solange dies
Problem keine Lösung erfahren habe.
Der Oberste Rat der Alliierten stellt sich auf den gleichen
Standpunkt. Bedeutsam richtet er den Blick auf die Ver
einigten Staaten von Amerika. Aber drüben bleibt es
stumm. Amerika hält seine Zeit noch nicht für gekommen. Wil
son ist seit langem gestürzt, das Land hat seinen Frieden
und seinen Völkerbund verworfen, man will mit diesem
streitenden und friedlosen Europa nichts zu tun haben,
mögen sie dort selbst ihre Angelegenheiten ordnen. Amerika
will nichts weiter, als daß Europa seine Schulden bezahlt.
Noch spielen die alliierten Schulden nicht die verhängnis
volle Rolle späterer Zeit. Noch wiegt sich Frankreich in der
Zuversicht, daß man von ihm, dem bedauernswerten Opfer
des Krieges, das für alle Nationen gelitten hat, unmöglich
auch nur einen einzigen Sou verlangen kann. Die fran
zösische Regierung übergeht diesen unheimlichen Punkt mit
Schweigen.
Der Grundsatz, daß die Deutschen für alles aufzukommen
haben, und die bestimmte Hoffnung auf den Erlaß der
amerikanischen Schulden haben Frankreich zu einer bedenk
lichen Ausgabenwirtschaft verleitet. Schon jetzt zeigt sich
der Beginn einer schweren Finanzkrise. Der Schrei nach
Deutschlands Zahlungen wird um so heftiger und lauter
ausgestoßen.
Millerand wird im September i§ro an Stelle des er
krankten Deschanel in die Präsidentschaft berufen. Sein
Nachfolger als Ministerpräsident ist Leygues. Im Dezember
wird das Kabinett Leygues durch seinen eigenen Kriegs
minister, Lefevre, gestürzt, weil es sich in der Entwaff
nungsfrage gegenüber Deutschland zu schlapp gezeigt hat.
Kammer und Volk stehen ganz auf der Seite Lefevres. An
die Spitze der neuen Regierung tritt Aristide Briand.
☆
Im Oktober ioro hat die deutsche Regierung bei der
Reparationskommission die im Friedensvertrag geforderten
Schuldverschreibungen in Höhe von insgesamt sechzig Gold
milliarden hinterlegt. Im November einigen sich die
Alliierten auf Einberufung einer Sachverständigenkonfe