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Gold, das sie den Arbeitern durch Ausbeutung und Wucher
genommen haben. Genoffen, die Stunde ist ernst, die Ge
legenheit ist günstig, nur die Tat kann uns retten!"
Ende März treten Polizei und herbeigerufene Reichs
wehr den Vormarsch an. Bei Halle tobt schweres Gefecht,
es ist genau wie im vergangenen Jahre. Das Leunawerk
wird von Polizei genommen und gesäubert. Unter heftigen
Kämpfen wird das Mansfelder Gebiet befreit. Bei Grä
bers, zwischen Halle und Leipzig, findet eine regelrechte
Schlacht statt, als dort neue Verstärkungen für die Kommu
nisten heranrücken.
Nach acht Tagen haben die Truppen überall das Heft
Ln der Hand, die Arbeit wird zögernd wieder aufgenommen.
Der Kommunismus hat seine erste Schlacht verloren, aber
er denkt nicht daran, von seinen Zielen abzustehen. Er ist
sich klar darüber, daß weitere Aktionen folgen müssen und
daß die Revolutionierung Deutschlands eine Kette von
Einzelgliedern sein muß. Es gilt die Zukunft nach den ge
machten Erfahrungen vorzubereiten.
Auch Ln Hamburg und im Ruhrgebiet ist es zu Unruhen
gekommen. Der Zusammenbruch der kommunistischen Aktion
Ln Mitteldeutschland läßt auch hier wieder Ruhe einkehren.
☆
Ein schlechter Friede mit Polen, Erschöpfung des Lan
des durch die fortdauernden militärischen Anstrengungen,
eine geschlossene Front des westeuropäischen Imperialismus
und die mißlungene Generalprobe auf die kommunistische
Revolutionierung Deutschlands stimmen Sowjetrußland um
die Jahreswende 1920/21 nachdenklich. Offenbar läßt sich
die Weltrevolution weder durch einen Krieg noch durch
ständig wiederholte revolutionäre Stöße in einzelnen Län
dern herbeiführen. Ist schon die Zeit gekommen, endgültig
darauf zu verzichtend
Der Winter bringt Hungerrevolten in einer ganzen
Anzahl von Gouvernements. Im Februar 1921 zeigt ein
reaktionärer Matrosenaufstand in Kronstadt drohende Ge
fahren. Die Fäden laufen nach Frankreich. Im März wird
Kronstadt von den Sowjettruppen wiedergenommen, die
Aufständischen fliehen nach Finnland, zwei Kriegsschiffe