Volltext: Das Weltkriegsende

86 Die rein militärische oberste Kriegsleitung 
griffe des Generals Fach abzuwehren und dem Feinde schwere Ver¬ 
luste zuzufügen. Mit Recht hat daher Ludendorff in seinen Kriegs¬ 
erinnerungen die bewegliche Abwehrschlacht zwischen Marne und 
Vesle als eine Glanzleistung der deutschen Führer und Truppen be¬ 
zeichnet und hinzugefügt, daß der Schatten des 18. Juli dadurch wie¬ 
der verwischt worden sei. 
Als sich Hintze am 27. Juli mit mehreren Herren des Auswär¬ 
tigen Amtes nach Spa begab, hatte er im ganzen noch keine ungün¬ 
stigen Auffassungen von der Gesamtlage. Nunmehr fanden am 28. 
beim Reichskanzler und am 29. unter Vorsitz des Kaisers eingehende 
Besprechungen statt, die sich besonders auf die von der Marine immer 
wieder geforderte Erklärung des Sperrgebiets an der ostamerikani¬ 
schen Küste bezogen. Hintze vertrat hierbei unter scharfer Abwägung 
der Vorteile und Nachteile einer solchen Maßnahme den politisch 
einzig richtigen Standpunkt, daß man es in Deutschland bei seiner 
jetzigen Lage als eine Heimsuchung empfinden würde, wenn etwa 
durch das neue Sperrgebiet die Zahl unserer Feinde noch weiter ver¬ 
mehrt würde. Diesen politischen Nachteil müsse er der zuständigen 
Stelle — das würde also bedeuten: dem Obersten Kriegsherrn — 
unterbreiten, die ihrerseits dazu berufen sei, sie gegenüber den mili¬ 
tärischen Vorteilen abzuwiegen. Der Kaiser hat sich der ihm zufal¬ 
lenden Entscheidung nicht entzogen. Er erklärte, daß die vom Ge¬ 
sandten Frhr. v. der Lancken vorgebrachten Bedenken wegen der Er¬ 
nährung Belgiens, die durch das Sperrgebiet an der amerikanischen 
Küste schwer in Mitleidenschaft gezogen werden konnte, sehr wesent¬ 
lich seien, da die belgische Bevölkerung nur darauf warte, etwas 
gegen uns zu unternehmen. Dadurch könnten auch unsere rückwär¬ 
tigen Verbindungen gefährdet werden. „Man müsse auch bedenken, 
daß wir nicht im zweiten, sondern im vierten Kriegsjahre stünden, 
und man sich daher nicht alles leisten könne, was man früher getan 
habe." Das Sperrgebiet wurde abgelehnt. 
Am Nachmittag des 29. Juli begab sich Hintze nach Avesnes, 
wo er mit dem Feldmarschall und dem General Ludendorff eine Be¬ 
sprechung hatte. Nach einer weiteren, die sich auf Ostfragen bezog 
und beim General Ludendorff am 30. Juli stattfand, kehrte Hintze 
wieder nach Berlin zurück. 
Über die damalige Stimmung im Großen Hauptquartier gibt 
ein Schreiben des Unterstaatssekretärs v. Radowitz, der sich beim 
Reichskanzler in Spa befand, vom 1. August 1918 Aufschluß. Es 
hieß darin: „Bei der O.H.L. ist man trotz des Fehlschlagens der letz¬ 
ten Operationen sehr zuversichtlich. Die Zurücknahme der Truppen 
aus dem Marnebogen ist eine militärisch durchaus verständliche Ma߬ 
nahme, da der große Bogen doch nur einen Zweck hatte, wenn es 
gelang, auch östlich von Reims erheblich vorzudringen. Da dies nicht
	        
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