Volltext: Das Weltkriegsende

Friedensoffensive Haeften und Kühlmanns Entlassung 83 
folgen, bisher aber noch nirgends zu schweren Rückschlägen geführt. 
Wohl hatte die Angriffsbewegung jedesmal allmählich eingestellt 
werden müssen, so daß ein strategischer Durchbruch nicht zustande¬ 
kam, aber dies erfolgte auf Grund der eigenen Entschließung der 
O.H.L., die immer noch über die strategische Initiative verfügte. Da 
sie an ein entscheidendes Nachlassen der inneren Kampfkraft der 
Truppen noch nicht glaubte und über die Stärke der vorhandenen 
feindlichen Reserven nicht hinreichend unterrichtet war, hielt sie den 
Zeitpunkt noch nicht für gekommen, wo die militärische Lage den 
Versuch erfordert hätte, mit den Mitteln der Politik zum Frieden 
zu kommen. 
Die vierte deutsche Offensive (Reims). 
Unter solchen Vorzeichen begann am 15. Juli die wiederum 
sorgfältig vorbereitete vierte Offensive. Da es noch nicht möglich 
war, den geplanten Hauptschlag in Flandern gegen die Engländer 
zu führen, richtete die O.H.L. den Angriff auf die französische Front 
beiderseits Reims. Der Grundgedanke war wiederum, durch diesen 
Angriff die Franzosen vom flandrischen Schlachtfelde fernzuhalten. 
Ursprünglich sollte der unter dem Decknamen „Marneschutz" und 
„Reims" von der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz vorbereitete 
Angriff etwa am 10. Juli beginnen und zehn Tage später der An¬ 
griff der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht in Flandern (Deckname 
„Hagen"). Die Verschiebung des Angriffs bei Reims auf den 
15. Juli hatte eine entsprechende Verschiebung des „Hagen-Angriffs" 
zur Folge. 
Die Franzosen hatten rechtzeitig Nachricht über den ihnen be¬ 
vorstehenden Angriff erhalten, ihre vordersten Stellungen nur 
schwach besetzt und den Hauptwiderstand in eine weiter rückwärts 
gelegene Stellung verlegt. So blieb der am 15. Juli früh 4 Uhr be¬ 
gonnene Infanterie-Angriff im Sperrfeuer der feindlichen Artillerie 
liegen. Schon am 15. Juli mußte man sich eingestehen, daß der An¬ 
griff der 1. und 3. Armee gescheitert war, während es bei der 
7. Armee westlich Reims günstiger stand. Schon am 17. Juli mußte 
angeordnet werden, daß die Zurücknahme der Truppen hinter die 
Marne vorzubereiten sei. Zum ersten Male waren amerikanische 
Truppen in Erscheinung getreten, in der Champagne eine amerika¬ 
nische Division und in der Gegend von Chüteau-Thierry deren drei. 
Zum ersten Male war das deutsche Heer, wie es Feldmarschall v. Hin- 
denburg in seinen Erinnerungen ausdrückt, „im Angriff gescheitert". 
Wiederum waren, wie bei den früheren Offensiven, trotz großer 
Beute an Gefangenen die durch den Kampf erreichten taktischen 
Stellungen für die weitere Behauptung sehr ungünstig geworden. 
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