Volltext: Das Weltkriegsende

18 Politik und Kriegführung bis zur Großen Schlacht in Frankreich 1918 
Obersten Kriegsherrn sah er die eigentliche Verkörperung der Ober¬ 
sten Heeresleitung. Ihm unterstanden für die Landstreitkräfte der 
preußische Chef des Generalstabes des Feldheeres, für die Seestreit- 
kräfte der deutsche Chef des Admiralstabes, „wobei stillschweigend 
angenommen wurde, daß die Stimme des Generalstabschefs in Fra¬ 
gen, welche die Land- und Seekriegführung gemeinsam berührten, 
ausschlaggebend wäre". Auch in dieser Fassung tritt die aus der 
Entwicklung der Marine in der Vorkriegszeit überkommene An¬ 
schauung von der Selbständigkeit des Marineressorts zutage. 
Falkenhayn hat sich immer für alle Handlungen oder Unter¬ 
lassungen der Obersten Heeresleitung persönlich und allein verant¬ 
wortlich gefühlt. Seine Deckung fand er im Obersten Kriegsherrn, 
den er fortlaufend über die Kriegsvorgänge unterrichtete, und dessen 
Entscheidung er vor wichtigen Entschlüssen immer rechtzeitig herbei¬ 
zuführen wußte. 
Den politischen Fragen gegenüber wahrte Falkenhayn eine auf 
innerster Überzeugung beruhende Zurückhaltung. Zwar mußte auch 
er als Generalstabschef sich oft mit politischen Dingen befassen, hat 
es aber bis auf wenige unvermeidliche Ausnahmen streng vermieden, 
sich bei ihrer Ausführung zu beteiligen. Er lebte der Überzeugung, 
„daß keines einzelnen Mannes Kraft ausreichen konnte, dauernd ne¬ 
ben den Geschäften der O.H.L. noch andere Ämter zu betreuen". Er 
hielt unsere Lösung der Leitung eines großen neuzeitlichen Staats¬ 
wesens im Kriege für eine dem Grundsatz nach glückliche, meinte 
jedenfalls, daß eine bessere auch bei unseren Weltkriegsgegnern nir¬ 
gends bestanden habe. „Ob sich die Lösung auch im Leben bewährte, 
das hing freilich, wie in allen Dingen auf dieser unvollkommenen 
Erde, in erster Linie von den Männern ab, welche die Grundsätze in 
die Wirklichkeit zu übertragen hatten." 
Zwischen Bethmann Hollweg und Falkenhayn waren vom Herbst 
1914 bis zum Frühjahr 1916 grundlegende Meinungsverschieden¬ 
heiten kaum vorhanden. Ein scharfer Zwiespalt aber entstand, wie 
Bethmann Hollweg selbst berichtet, über den U-Bootkrieg, den Fal¬ 
kenhayn zur Entlastung seiner Verdunstrategie in unbeschränkter 
Form forderte, während Bethmann ihn wegen ungenügender Stärke 
an U-Booten ablehnte. Eine besondere innere Harmonie hat zwischen 
Bethmann Hollweg und Falkenhayn nicht bestanden. 
Die Dritte O.H.L. 
AIs Falkenhayn, dem unbestreitbar das Verdienst zukommt, 
1914 in schwerer Lage mit starken Nerven und großer Willenskraft 
die Oberste Heeresleitung wieder straff zusammengefaßt zu haben, 
nach dem Scheitern seiner Verdunstrategie und beim Kriegseintritt 
Rumäniens von seinem Platze weichen mußte, ging ein Wunschtraum
	        
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