Volltext: Das Weltkriegsende

Das Problem des Feldherrntums bis zum Weltkriege. 
Von einer deutschen „Obersten Kriegsleitung" im Sinne einer 
festumriffenen zugleich politischen und militärischen Einrichtung darf 
im Weltkriege nicht die Rede sein. Die Zuständigkeit der obersten 
Gewalten im Weltkriege fußte durchaus auf den Grundlagen, die 
sich aus den preußisch-deutschen Kriegserfahrungen des 19. Jahr¬ 
hunderts ergeben hatten. Die deutsche Reichsverfassung kannte eine 
Verantwortlichkeit des deutschen Kaisers im Frieden nicht. Für alle 
politischen Handlungen trug der Reichskanzler, für alle militärischen 
der Königlich Preußische Kriegsminister die Verantwortung. Im 
Kriege aber führte der König von Preußen in seiner Eigenschaft 
als deutscher Kaiser den Oberbefehl über alle deutschen Truppen ein¬ 
schließlich der Bayern. Ihm zur Seite stand der preußische Chef des 
Generalstabes der Armee als Chef des Generalstabes des Feldheeres. 
An dieser grundlegenden Einrichtung ist vom Beginn des 
Weltkrieges bis zu seinem Ende nichts geändert worden. Wir er¬ 
blickten in dem Triumvirat des Obersten Kriegsherrn, des Reichs¬ 
kanzlers und des Generalstabschefs die beste Lösung der obersten 
Leitung, darin ganz der Anschauung des Feldmarschalls Grafen 
Schliessen folgend: „Endlich fand in Preußen das Problem des Feld¬ 
herrntums feine Lösung. Der König tritt 1866 selbst an die Spitze 
der von ihm geschaffenen, ihm eigenen Armee. Ihm zur Seite steht 
ein Staatsmann und ein Chef des Generalstabes. Keiner der drei 
Männer erfüllt alle an einen Feldherrn zu stellenden Bedingun¬ 
gen, aber jeder besitzt ein größeres oder geringeres Maß von Eigen¬ 
schaften, die einen solchen ausmachen, und kann die der anderen er¬ 
gänzen." Aber nachdenklich fügt Schliessen seinen Bemerkungen, die 
in dem berühmt gewordenen Aufsatze „Feldherr" in dem „Handbuch 
für Heer und Flotte", herausgegeben von General v. Alten, ent¬ 
halten sind, den Satz hinzu: „Daß der Feldherr durch ein Trium¬ 
virat dargestellt wird, ist 1866 und 1870 geglückt, braucht aber nicht 
immer zu glücken. Eines wenigstens der Mitglieder des Komitees, 
das gegenwärtig den Feldherrn zu ersetzen hat, muß etwas von dem 
Salböl Samuels abbekommen haben." 
Gedanklich stand bei uns fest, daß der Politik auch im Kriege 
der Vorrang gebühre. Wir folgten darin ganz der Auffassung des 
Generals Carl v. Claufewitz, der das Unterordnen des politischen 
Gesichtspunktes unter den militärischen als widersinnig erklärt hatte, 
„denn die Politik hat den Krieg erzeugt; sie ist die Intelligenz, der
	        
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