Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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einem Fenster. Aber keine Möbel. Nicht einmal Bettstellen. Die 
Kranken lagen auf alten, faulen Strohmatten auf dem Boden, 
im Sommer der Hitze, im Winter der Kälte und Nässe hilflos 
ausgeliefert. Frauen und Männer lebten in buntem Gemisch 
durcheinander, die Jolge davon war, eine entsetzliche Unsittlichkeit. 
An vbestimmten Tagen sendete die Regierung ein gewisses 
Zuantum Brot. Reichte es nicht hin, so gingen die Kräftigeren 
hetteln, und so sah man am Jaffator wieder das alte Bild. 
Nur als ich mit Kaiser Wilhelm in Jerusalem war, sah ich 
irgends im Freien Aussätzige. Man hatte sie damals in das 
Asyl buchstäblich eingeschlossen. Dann aber wurden sie doch 
wieder freigegeben. Sie mußten Hungers sterben, wenn man 
sie nicht betteln ließ. Fast niemand kümmerte sich um sie, um 
hr Leben und Sterben, um ihre wilden Ehen, um das Geboren— 
— Pflegerin kam her, kein Priester, 
kein Arzt, kein Totengräber. Barmherzige Schwestern hatten 
ein paarmal einzudringen versucht, waren aber nicht gern ge— 
sehen worden.— 
Da schuf nun die an Zahl ihrer Mitglieder schwächste 
Kirche Jeruͤsalems, die evangelische, ein Liebeswerk, das in der 
Geschichte wohltätiger Handlungen das rühmendste Blatt ver—⸗ 
dient. Freifrau von Keffenbrinck-Ascheraden auf Nehringen in 
Pommern besuchte Jerusalem und sah die Aussätzigen. Das 
Hild des Elends blieb ihr unvergeßlich. Nach Europa zurück⸗ 
gekehrt, sammelte sie in Freundeskreisen Geld für das Projekt, 
den Aussätzigen in Jerus alem ein menschenwürdiges Haus zu 
uften. Bald konnte man ein Grundstück erwerben und darauf 
An provisorisches, zweistöckiges Holzhaus erbauen. Nun galt es, 
bassende Hauseltern zu finden, die das Unternehmen praktisch 
erwirklichen sollten. Man wandte sich an die Herrnhuter 
Brüdergemeinde. Sie sandte den Missionär Tappe und seine 
Frau. Beide begannen ihr Liebeswerk mutig. Die Pflege der 
Kranken, die Einrichtung des Hauses, die Urbarmachung des 
Gartens, Mauern errichten — dies alles besorgten Tappe und 
seine Frau. Tappe schildert einen Kranken, den er in seiner 
ersten Praxisperiode behandelt hatte: „Kurz vor Weihnachten 
tarb mir der schlimmste unsrer Kranken. Es war eine fuxcht— 
hare Aufgabe gewesen, ihn zu bedienen. Der arme Mensch war 
zum Skelett abgemagert, vermochte sich selbst nicht mehr zu 
helfen. Dabei war er so eigensinnig und begehrlich, daß ks oft 
kaum zu ertragen war. Und doch mußte man, wenn man seine 
Wunden ansah, mit ihm Mitleid haben. Das ist es überhaupt, 
vas unfre Stellung so erschwert, daß zumeist die Kranken so 
eigenfinnig und widerspenstig sind und uns nur, als ihre 
Diener ansehen, die ihnen alles zu tun schuldig sind.“ Ein 
andres Mal schreibt der Missionär: „Es will uns manchmal
	        
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