Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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Viele Jahrhunderte steht dieser Tempel, alle hatte er siegreich 
überstanden — bis zum neunzehnten, bis zum aufgeklärten 
Jahrhundert. Nicht die Zeit hat ihn zerstört, nicht die Kriege 
haben ihn zerschmettert, die Wüste hat ihn nicht begraben — 
aͤber die menschliche Habsucht und Raubgier hat ihm bittere 
Wunden geschlagen. 
Zu Anfang dieses Jahrhunderts stand er noch wie unver⸗ 
sehrt, stolz, heilig. J V 
Da ging eines Tages im Lande das Gerücht: In den 
Steinen des Heidentempels sind unermeßliche Schätze ver— 
borgen, die Säulen und Marmorquadern sind Hehlen voll Gold 
und Edelsteinen! 
Es zogen heran die Habgierigen und Raublustigen und 
schichteten Holz um den Tempel und zündeten Feuer an. 
Und es knisterte und flackerte und Säule um Säule sank 
und der Marmor barst und die Mauer sprang. Aber Gold floß 
nicht heraus. Da schleppten die Getäuschten wenigstens die 
beweglichen Steinmassen fort und bauten sich Häuser daraus. 
So mächtig und wuchtig ist dieses Werk jedoch vor zwei 
Jahrtausenden geschaffen worden, daß selbst dem Feuer noch 
sechszehn ionische Prachtsäulen und ein großer Teil des Rumpfes 
widerstehen konnten. Aus diesen vornehmen Resten vermag man 
noch gut auf die einstige Größe und Vollkommenheit des 
architektonischen Wunders zu schließen, das mit dem Erechtheion 
von Athen vergleichbar ist in Wert und Form. 
Wenige Minuten vom Tempel entfernt sind auch noch die 
Ruinen des antiken Theaters zu sehen, mit dem Stadion und der 
wohlerhaltenen Schaubühne. 
Wieviele Feste und wieviel blutiger Jammer waren hier, 
welche Wandlungen von Nationen und Religionen haben an 
den uralten Mauern gerüttelt! Römisches Heidentum, 
griechischer Fanatismus, seldschukische Grausamkeit, tatarische 
und mongolische Barbarei, Märtyrertum und Wut der Kreuz⸗ 
fahrer, osmanische weltb ezwingende Macht haben in diesem 
Lande geherrscht. Jetzt kommt, die abendländische Kultur mit 
ihren Lokomotiven, ihrem Handel, ihrer Weisheit und 
Nüchternheit. 
Von den Ruinen von Aesani, links vom Pursak, die wert 
sind, ein Wallfahrtsort aller Touristen zu sein, die die Kunst 
des Altertums ehren, zog ich zu den Ruinen von Sidi Ghasi, 
rechts vom Pursak, die schon seit tausend Jahren ein berühmter 
Wallfahrtsort aller islamitis chen Heerführer sind. Sidi Ghasi 
heißt der Ort nach der dort befindlichen Grabstätte des ersten 
Cid der Welt, des arabischen Helden Sidi al Battal Ghasi, der 
mehr als drei Jahrhunderte vor dem spanischen das Morgen⸗
	        
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