Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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Zauberwerke von Pracht und Schönheit, wo alles von Edel— 
metall und Edelgestein, von goldenen Arabesken und In—⸗ 
schriften flimmert. Unter luftigen Arkaden herrscht die Freude, 
bei Brunnenplätschern und Kaskadengeflüster wandelt der 
göttliche Hektor mit der holden Andromache. Doch plötzlich weht 
der Kriegssturm die Flammensäulen durcheinander und alle 
Herrlichkeit versinkt in Rauch und Asche. 
Blutrot versinkt der Sonnenball im blauen Meerr und 
dunkle Nacht sinkt schnell hernieder. Nur vom linken Ufer 
zittert noch ein roter Lichtschein. Dieses einsame Licht — wer 
wüßte es nicht zu deuten? Es brennt im Aphroditentempel 
zu Sestos, und Hero ist es, die das Feuer nährt, ihrem 
Leander zum Führer. 
Und an dieser Stelle der Dardanellen, zwischen Sestos 
auf⸗ dem linken europäischen, und Abydos auf dem rechten 
asiatischen Ufer, war es auch, wo RXerxes die Brücke aus 
674 Schiffen errichtete, vermittels der er sein Millionenheer 
über den Hellespont führte. Sieben Tage dauerte der Ueber— 
gang — länger als die Schöpfung der Welt. Niemals wieder 
in den folgenden vierundzwanzig Jahrhunderten, selbst nicht 
in den Tagen unsres Weltkrieges, hat der Hellespont eine solche 
Armee gesehen, nie wieder solche gewaltige Streiter wie die 
„Unsterblichen“ des Xerxes und seine Gardesoldaten, die allein 
an Zahl die ganze Armee Alexanders des Großen übertrafen, 
die später hier den umgekehrten Wed wanderteXerxes und 
Alexander, der eine von Persien kommend, der andre nach 
Persien eroberungslustig ziehend — und der Jüngere der 
Zerstörer des Reiches des Aelteren 
Sestos und Abydos — verweht vom Sturm der Zeiten. 
Kaum ein Stein von ihren Mauern ist übrig geblieben. Aber 
die Luft ist voll von ihrer Erinnerung. Es sauft, als käme in 
seinem königlichen, von acht weißen, Rossen gezogenen Wagen 
der Großherr von Persien daher, als jagten seine Schiffe und 
seine Heere vorüber. Sagenhafte Gestalten tauchen auf und 
durch das Dunkel schleichen alte Märchen. Man hört die 
Lieder des Orpheus, die hier den Argonaͤuten erklangen. 
Man glaubt Cäsar zu sehen, der hierher kam, um Troja zum 
Mittelpunkt des römischen Reiches zu machen — o Eitelkeit 
der Eitelkeiten, und er ahnte nicht, daß es ihm nicht einmal 
in Rom als Imperator zu herrschen beschieden war. 
Vorüber, vorüber. Die Brücke des Xerxes verschwand, und 
sein Heer versank, und Alexander der Große und Cäsar 
fanden frühen Tod. Und von allen diesen großen Reichen, 
die sie geschaffen, blieb kaum ein Atoͤm zurück. Nur die Natur 
ist unvergänglich und gleichmäßig spült sie ihre unerschöpf— 
lichen Fluten über die zerbröckelte Vergangenheit hinweg.
	        
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