Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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Dann ziehen an uns die Jahrhunderte langen Kämpfe 
zwischen Persern und Griechen vorüber. Wir sehen in Sardes 
den Xerxes und den jüngeren Kyros rasten. Wir sehen den 
griechischen Don Quichotte Aristagorgs, wie er Sardes in 
Brand steckt und sich dann flüchtet, um einen ruhmlosen Tod zu 
finden; wir sehen seinen Schwiegervater Histiäos das Ungeschick 
des Schwiegersohnes am Kreuze büßen. Wir erleben den 
schmachvollen Frieden des Antalkidas, der in der alten Burg 
des Krösus das Schicksal von Hellas entscheidet. Und dann ist 
es auch schon wieder vorbei mit der persischen Allmacht, ist der 
persische Knoten zerhauen vom Schwerthieb des Mazedoniers 
Alexander, und die bisher noch immer unüberwindlich gewesene 
Burg von Sardes ergibt sich widerstandslos seinem siegenden 
Blick. An dieser Stelle, wo der Mazedonier die erste Grundlage 
für seine Welteroberungspläne schuf, bekämpfen einander 
wenige Jahre später s eine zu Königen gewordenen Feldherren 
Antiochos und Eumenes. 
Eu Jahrtausend zieht vorbei in einer Minute; und in 
der einen Minute wechseln tausend Bilder. Wo einst die Tempel 
der griechischen, Persischen, dann der römischen Götter standen, 
werden Kirchen exrichtet; wo die Gesänge heidnischer Priester 
extönten, ruft Glockenklang die Kreuzbekenner. Und dann 
wiederum kämpfen hier zwei christliche Heere miteinander: das 
des Griechen Konstantin des Fünften Kopronymos mit dem 
feines Schwagers und Gegenkaisers Artawesdes, eines armeni⸗ 
schen Ritters, der seine Hand nach der Krone von Byzanz aus⸗ 
streckt. Kreuz gegen Kreuz — und schon droht das Schwert des 
Islams im Rücken, uünd bald prangt auf den Zinnen der Halb⸗ 
Aond. Und ein merkwürdiges Bild: Kaiser Andronikus ver— 
bündet sich mit den Moslems, und Sart, das einstige Sardes, 
hat zur Hälfte eine griechische, zur Hälfte eine seldschukische 
Besatzung: Kreuz neben Halbmond. Dann vertreiben die 
Osmanen Seldschuken und Byzantiner: Halbmond Allein⸗ 
herrscher. Und endlich das letzte Bild: Halbmond gegen Halb⸗ 
mond, der Tatare Timur gegen den Osmanen Boijiesid. Ist es 
ein Orkan, der daherbraust, der die Länder entvölkert, die 
Städte entwurzelt, die Wälder entlaubt, die Seen trocknet und 
die Berge bricht? Ist eine neue Sintflut gekommen, die die 
Erde mit Blut überschwemmt ꝰ Der lahme Timur aus der 
Tatarei hat sich erhoben, und die Erde erbebt unter dem. Tritt 
der Milliarde, die sein Heer heißt. Millionen tötet sein Wink, 
aus Pyramiden von Schädeln baut er seine Triumphpforten, 
in Asche verwandelt sein feuriges Schwert die Königreiche der 
Welt. Er hat Sardes hernichtet, daß kein Atom fast, mehr 
zurückblieb. Selbst das Erdbeben, das hier zur Zeit des Kaisers 
Tiberius gewütet hatte, selbst dieses blindwütige Nakurereignis
	        
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