zu den Normal-Lehrplänen. 11
des Sprachunterrichtes an der Volksschule und auf den
Sprachschatz, über welchen die Kinder verfügen; die Volks-
schule beansprucht keineswegs Vollständigkeit in BeHand-
lnng grammatischen Lehrstoffes, da Unsicherheit in dieser
Beziehung ebenso häufig durch einen zu weit ausgedehnten,
in seinen Erfolgen nicht hinlänglich gesicherten, als durch
einen allzu begrenzten Unterricht verschuldet wird. Die
Volksschule schließt auch die streng systematische, theoretische
Behandlung der Grammatik grundsätzlich aus; die verschie-
deueu Theile derselben werden auf allen Unterrichtsstufen
neben einander behandelt, so daß sich die Kenntnisse der
Schüler allmählich konzentrisch erweitern. Die Erscheinnn-
gen und Gesetze der Muttersprache dürfen den Schülern
nicht als etwas Fertiges übermittelt, noch als todtes Regel-
werk dem Gedächtnisse eingeprägt werden; sie sollen viel-
mehr mit Benützung von Lesestücken oder an dem lebendi-
gen Sprachschatze der Kinder entwickelt, als das Gesetz-
mäßige an einer Reihe gleichartiger Spracherscheinungen
von den Schülern selbst beobachtet, erkannt und abgeleitet
werden. Die solchermaßen zum Bewußtsein gebrachten
Gesetze der Muttersprache werden von Zeit zu Zeit zusam-
mengefaßt und dann ohne Schwierigkeit in ihrem Zusam-
menhange betrachtet werden können.
Wenn die Volksschule hier wie bei anderen Gegen-
ständen wissenschaftliche Systematik ausschließt, so will da-
mit keineswegs der Planlosigkeit in Auswahl und Anord-
nung grammatischen Lehrstoffes das Wort geredet werden.
Der Lehrer muß vielmehr vom Beginne an bezüglich des
Lehrganges von einem System geleitet sein; er wird nicht will-
kürlich bald dieses, bald jenes betreiben, sondern darauf achten,
daß die Schüler nach und nach zu einer zusammenhängen-
den Kenntnis der Sprachgesetze gelangen. Der grammati-
sche Unterricht wird, wie bereits erwähnt, an das Lesebuch
und an jenes Sprachmateriale anknüpfen, über welches die
Kinder verfügen. Bei analitischer Behandlung eines Lese-
stückes aber darf nicht auf alle möglichen, sich eben darbie-
tenden Lehren der Grammatik Bedacht genommen werden,
sondern es wird sich die Betrachtung nur auf eine Gruppe
von Spracherscheinungen, auf ganz bestimmte Sprachformen
zu beschränken haben. Wo das Lesebuch hiezu geeignete
Lesestücke nicht bietet, ist es Sache des Lehrers, an einer