Volltext: Abriß der eilfhundertjährigen Geschichte des Stiftes Kremsmünster und seiner Pfarreien

und Handel das Stift immer seine Aufmerksamkeit nach 
Kräften widmete und dadurch auerkeuueuswerthe Verdienste sich 
erwarb, sei nur nebenbei erwähnt. 
Wie sehr Kremsmünster aber auch au dem Wohl und 
Weh seines Vaterlandes innigen Antheil nahm, beweisen 
die großen patriotischen Opfer, die es laut der Geschichte zu 
alleu Zeiteu brachte, so daß es nicht selten selbst in bittere 
Der materielle Stand dl 
Der letzte Agilolfinger Thassilo II. ist der Gründer 
des Stiftes Kremsmünster. Im Jahre 777 übergab er das- 
selbe zwölf Benediktinern ans Niederaltaich in Bayern unter 
dem Abt Fatericus. Nach der interessanten Stiftsurkunde, 
der ältesten und einzig vorhandenen aus jener Zeit, stattete 
der freigebige Bojarenherzog diese seine Lieblingsstiftung reich- 
lich aus und inachte sie zu einem förmlichen Fürsteuthume int 
einstigen Traungau. Aber auch im Donan-Gau und in dem 
dermalen noch Ungewissen Grnnzwiti-Gau ertheilte er ihr aus- 
gedehnte Besitzungen. 
Papst Hadrian I. hatte diese neue Benediktiner-Kolonie 
bestätigt uud durch Ueberseuduug der Reliquien des heiligen 
Märtyrers Agapitus von Präneste dem Stifte ein kost- 
bares Geschenk gemacht um das Jahr 781. Als Karl der 
Große Landesherr wurde, bestätigte er (791) zu Worms auf 
Bitten des Abtes Fatericus und erweiterte (802) zu Aachen 
die Stiftung Thassilo's, welcher um das Jahr 794 am 11. 
Dezember in einem Kloster im Rnse der Heiligkeit gestorben 
war. Ludwig der Fromme, Karlmann und Arnulf gaben mit 
königlicher Großmuth dem Stifte Liegenschaften in Niederöster- 
reich, Bayern und Oberösterreich, darunter Wels mit allen 
Kirchen, Gebäuden und Ländereien, so daß das Stiftsgebiet 
gegen Ende des IX. Jahrhunderts in ununterbrochenem Zu- 
fammenhauge von den südlichen Alpen bis an die nördliche 
Donau in einer Länge von beinahe 15 Stnnden sich ausdehnte 
und demnach den beträchtlichsten Theil des gegenwärtigen 
Traunkreises in sich faßte. Das Stift nahm den ersten Rang 
unter den Kirchen der ausgedehnten Diözese Passau ein und 
seine Aebte sollen sogar in Abwesenheit des Bischofs vikarirt 
haben. 
Doch nur zu bald kamen schlimme Zeiten. Die mit dem 
Jahre 900 begonnenen und zu wiederholten Malen sortgesetz- 
ten Einfälle der Huuivareu oder Uugaru zerstörten nicht bloß 
das Kloster, sondern tödteten und zerstreuten anch seine Be- 
wohner, so daß Kremsmünster lange Zeit wüst und öde war. 
Als nach gänzlicher Besiegung der Ungarn auf dem Lechselde 
bei Augsburg am 10. August 955 mit dem Frieden auch die 
flüchtigen Benediktiner nach Kremsmünster zurückkehrten, bau- 
teu sie das Stift wieder auf. Aber sie fanden die urfprüug- 
lichen Besitzungen in den mächtigen Händen der Markgrafen 
von Trauugau, der Grafen von Wels-Lambach und der Bi- 
fchöfe von Passau, welche als Pro-Aebte bis zum Jahre 1007 
das Stist inne hatten und mit seinen Gütern frei schalteten. 
Erst durch Kaiser Heinrich, den Heiligen, gelangte Krems- 
Roth gerieth, und bezeugen die vielfältigen Auszeichnungen, 
welche dem Stifte im Allgemeinen oder seinen Aebtcn und Mit- 
gliedern insbesondere von Seite des Landesherrn zu Theil wurden. 
Wir geben im Nachfolgenden einen kurzen Ueberblick über 
den materiellen Stand und das Wirken des nun eilfhuudert- 
jährigeu Ordenshauses sowie eine historische Skizze seiner 
incorporirten Pfarreien. 
Stiftes Kremsmünster. 
Münster zur vorigen Selbstständigkeit, erhielt aber nnr einen 
Theil seines-früheren Besitzthums zurück. Um das Jahr 1080 
gab Bischof Altmann einige von der Hochkirche Passau sestge- 
halteue Kremsmüuster'sche Besitzungen zurück. Erst nach und 
nach vermehrte die Freigebigkeit angesehener Wohlthäter durch 
Schenkungen und Stiftungen (Seelgeräthe) die Güter des 
Klosters. So stellte z. B. der heilige Leopold, Markgraf von 
Oesterreich, die seinen Vorfahren von den Passauischen Bischö- 
sen lehensweise übertragenen Stiftsgüter zurück; Herzog Hein- 
rich der Stolze von Bayern und sein Sohn Heinrich der Löwe 
schenkten dem Stifte ansehnliche Güter bei Hall. Andere 
Wohlthäter waren: Leopold der Tugendhafte, Herzog Ulrich 
von Kärnthen, die Grafen von Rebgan, die adeligen Herrn 
von Achleiten, Aschberg, Rohr u. s. w. 
Papst Alexander III. nahm das Stift und seine Besitz- 
ungeu in den apostolischen Schutz, gab ihm das freie Wahl- 
recht und bestätigte alle seine Güter, Pfarreien, Kirchen und 
Kapellen (1179). Herzog Leopold VII. (der Glorwürdige) 
befreite (1217) Kremsmünster aus den räuberischen Händen 
der Schutzvögte uud verlieh ihm eiu exemtes Gericht über 
dessen Unterthaneu. König Ottokar ertheilte demselben (1255) 
die Mantsreiheit aller Viktnalien, Herzog Albrecht III. von 
Oesterreich vermehrte die „Gotztzeil"-Salzstiftung der Kaiserin 
Elisabeth um die Hälfte (1381). Im XIV. Jahrhundert 
war der Besitzstand des Stiftes mannigfaltigen Schicksalen 
unterworfen. Die Kriege der Landesfürsten mit Bayern ver- 
langten Opfer, aber es maugelte baares Geld, da die Ein- 
fünfte des Stiftes meist nur in Natural-Bezügeu bestanden; es 
mußten daher Güter verkauft oder yerpfäudet werden. Dazu 
kamen das wieder erwachte Faustrecht, Mißeruteu durch Ele- 
meutarereigniffe, Wanderheuschrecken, die Pest (1348), 'zu allem 
Uebersluß die Mißwirtschaft einiger adeligen Aebte, die Stifts- 
güter an ihre Verwandten verschleuderten und das Stift selbst 
dem Ruine nahebrachten, bis Anfangs des XV. Jahrhunderts 
Herzog Albrecht V. deu innern und äußern Wohlstand Krems- 
müuster's wieder herstellte. Die tüchtigen Aebte Jakob, Ul- 
rich IV., Wolfgang I. verbesserten, vermehrten utid sicher- 
teu durch Privilegien den materiellen Besitzstand. Aber bald 
versetzten langwierige Kriegsereignisse, die Hussitenkriege, die 
Streifzüge der böhmischen Söldner, die Einfälle der Ungarn 
unter Mathias Eorvinns in das Land, die noch immer wie- 
derholten Gewaltthaten der Raubritter das Stift in nicht ge- 
ringe Bedrängnisse, die bis in die Zeit der sogenannten Re- 
formation dauerten. Der in Folge derselben im Jahre 1525
	        
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