Volltext: Feldküchenwagen

Feldküchen wagen. 
„Ich bewillige alles, was Sie ausgeben Wenn 300000 Por¬ 
tionen Zwieback und 20000 Pinten in ein paar Tagen aukommen, so 
durchkreuzt das alle Pläne der Mächte 
„ Man soll keinen Wagen für die Artillerie¬ 
munition nehmen, alles nur für Lebensmittel“. 
Allerdings verstand es N a p o 1 e o n auch meisterhaft, seine Soldaten 
hungern zu lassen — aber nur zu Zeiten damals unerhörter Entschei¬ 
dungen. Auf solche extreme Beispiele und auf den schroffen Gegensatz 
seines grundsatzlosen Verhaltens gegen das wohldurchdachte peinliche 
Verpflegs- „Sy stem“ der damaligen Zeit mag sich, wie immer, die Bil¬ 
dung der Legende zurückführeii lassen, daß Napoleons Verbündeter der 
Hunger war. 
Aber Napoleon durfte es sich erlauben seine Truppen auch hungern 
zu lassen! Seine Soldaten waren, entflammt von dem Zauber seiner Per¬ 
sönlichkeit, blind in dem Glauben an ihren Gott. Sie wußten, daß alles 
was er tat, zum Siege, zu Ruhm und Glanz führte; sie hungerten für 
ihn, weil sie wußten, daß er für sie sorgte, wenn es ging, wie keiner 
seiner Vorgänger im Kommando; sie hungerten für ihn mit Begeisterung, 
so wie sie für ihn starben mit dem Rufe „Vive 1’empereur“.*) 
Auf eine solch begeisterte Hingabe darf heute kein Feldherr 
rechnen, selbst wenn er napoleonische Eigenschaften besitzen würde. 
Aus solchem napoleonischen Verhalten aber ein „System“ ableiten 
zu wollen, wäre geradezu verderblich. Auch beim Fünfmärschesystem haben 
die Truppen gehungert; es ist eben den blinden Nachbetern dieses Systems 
nichts daran gelegen gewesen, ob die Truppen hungern oder nicht, son¬ 
dern nur an der vollkommenen Durchführung des Systems. Das ist 
der Fluch jedes Systems, daß der Geist verloren geht und das „System“, 
die Form, als Selbstzweck bleibt. Ein System ä la Napoleon, abgeleitet 
aus einigen Hungerepochen seiner Feldzüge, müßte den Hunger geradezu 
zum Sport machen. 
Friedrich der Große hat es trotz seiner Magazinsverpflegung 
verstanden, zu marschieren wie wenig Heerführer. 
Am 5. November 1757 schlägt er die Schlacht bei Rossbach, am 
ß. November verfolgt er noch und am 5. Dezember erringt er den 
glänzenden Sieg bei Lenthen. Auf dem Wege nach Leuthen legt er vom 
13. bis 28. November in der Linie Leipzig, Torgau, Königsbrück, Bautzen, 
*) Duc de Pezensac schreibt über den Rückzug der großen Armee im 
Jahre 1812: „Die an der Straße zugrunde gehenden Soldaten verwünschten — un¬ 
gerechterweise — die Intendanten und sagten oft: „Das ist schrecklich; und de^ 
Kaiser kümmert sich doch so viel um uns !“
	        
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