Volltext: Feldküchenwagen

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Krau ß. 
„Auf Grund der vorstellenden Betrachtungen ersehe ich in den fahr¬ 
baren Kücheneinrichtungen das beste, vielleicht einzige Mittel, um während 
der mehrere Tage dauernden modernen Entscheidungskämpfe und bei an¬ 
strengenden Märschen die physischen Kräfte der Mannschaft zu erhalten.“ 
Trotz solcher und ähnlicher auf dem Kriegsschauplatz selbst ge¬ 
wonnener Erfahrungen wird jetzt noch von mancher Seite über den Küchen¬ 
wagen wegwerfend und ablehnend gesprochen. 
In Deutschland soll anfangs der Neunziger-Jahre des vorigen Jahr¬ 
hunderts eine der maßgebendsten Personen des Heeres einen gelegentlich 
der Manöver in Verwendung gestandenen Offiziersküchenwagen mit der 
Bemerkung weggewiesen haben, daß derartige Fuhrwerke im Felde 
nicht zu brauchen sind. 
Trotz dieses Vorfalles erproben die Deutschen heute den Küchen¬ 
wagen auf Grund der im ostasiatischen Kriege gemachten Erfahrungen 
mit der ernsten Absicht ihn einzuführen. 
Die erste Armee, welche sich — soweit meine Kenntnis reicht — 
mit der Frage der fahrbaren Küchen beschäftigte, war die russische. 
Wahrscheinlich angeregt durch die gewaltigen Entfernungen, die russische 
Truppen bei Garnisonsänderungen und bei Manövern zu überwinden hatten, 
wurden schon in den Sechziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts Versuche 
mit fahrbaren Küchen und mit Selbstkochern vorgenommen. 
Selbstkocher sind Kesseln, in denen die Speisen meist unter Druck, 
also in kurzer Zeit zum ersten Aufkochen gebracht werden, um dann in 
Filz oder in mit schlechten Wärmeleitern isolierte Kisten versorgt zu 
werden. 
Die große Wärme, welche bei der langsamen Kondensation des 
Dampfes frei wird, besorgt dann das Garkochen der Speisen. 
Mit solchen Selbstkochern wurden ausgedehnte Versuche in Finnland 
und in Turkestan durchgeführt. Die Versuche ergaben, daß diese Selbst¬ 
kocher unter ungünstigen Verhältnissen — kalter Wind, große Kälte — 
ziemlich lange Zeit zum Ankochen benötigten und daß ihr Gebrauch 
doch keine volle Sicherheit dafür bot, daß die Truppe am Marschziele 
sogleich eine warme Mahlzeit erhalten könne. Trotz günstiger Er¬ 
folge erkannte man daher doch die Unvo 11 kommenheit 
dieser Lösung. 
General Gurko war der erste, der seinen Truppen die Anschaffung 
der Küchenwagen empfahl. Schon Ende der Achtziger-Jahre war der 
größte Teil seiner Truppen (Generalgouvernement Warschau) damit ver¬ 
sehen. Er fand bald in anderen Teilen des Heeres zahlreiche Nachahmer. 
Endlich mußte sich auch die Heeresverwaltung selbst der Sache annehmen
	        
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