Volltext: 700 Jahr-Feier der Stadt Eferding

Das £ferbinger Staötrecfjt von 1222 
Von Dr. Erich Drinks. 
Die Stadt Eferding schickt sich an, mit seltenem Glanz 
ein wahrhaft seltenes Fest zu begehen. Selten — denn wie 
viele Städte Oesterreichs könnten sich zu einer Feier rüsten, 
weil sie seit fast drei Vierteljahrtausende den stolzen Titel 
einer Stadt tragen dürfen? 
Eine gewaltige Zeitspanne, die 
in unserer raschlebigen Zeit 
noch gewaltiger wirkt. In der 
Tat reichen nur wenige Städte 
in den Beginn des 13. Jahr¬ 
hunderts zurück: Das älteste 
Stadtrecht hat Enns von 
1212, dann folgte Wien 1221, 
an dritter Stelle steht Efer¬ 
ding 1222.. So darf Eferding 
mit Füg und Recht stolz sein 
auf diese besondere Stellung 
und sich seines Vorzuges so 
freuen wie einst die ersten 
Stadtbürger über das beschei¬ 
dene Stück Pergament, mit 
dem sie ein heüte vergessener 
Bischof von Passau begnadet 
hat. 
1222 ist Eferding zur 
Stadt erhoben worden. Die 
Bedeutung dieses Vorganges 
dem Verständnisse der Gegen¬ 
wart nahe zu bringen, soll die 
Aufgabe der folgenden Aus¬ 
führungen sein. 
Wenn die Zivilisation eine 
gewisse Höhe erreicht hat, so 
tritt neben der Produktion 
von Gütern über den unmittel¬ 
baren Bedarf ihrer Erzeuger 
hinaus noch das Bedürfnis 
nach Dingen auf, die nicht am 
Orte erzeugt werden können. 
Es entwickelt sich aus primi¬ 
tiven Anfängen ein Anstausch 
von heimischen und fremden Produkten, der allmählich 
feste Regeln annimmt, auf bestimmten räumlichen Wegen 
sich bewegt und an gewisse feste Orte anknüpft — es 
entwickelt sich Handel, Verkehr und Markt, die sich im 
Laufe der Zeit in besonders gearteten Siedlungen, den 
Städten, konzentrieren. Das Städtewesen hat bereits 
in der Antike die größte Bedeutung für das öffentliche 
Leben gehabt. So wurde denn auch von den Römern am 
Rhein und an der Donau die Einteilung des Landes nach 
Stadtbezirken eingeführt. Doch hat der Zusammenbruch der 
römischen Herrschaft am Ende 
des fünften Jahrhunderts diese 
Einrichtung beseitigt. Denn 
die neu einziehenden Ger¬ 
manen hatten als Bauern, 
die ihre Bedürfnisse in der 
eigenen Hauswirtschaft er¬ 
zeugten, nur wenig Interesse 
an den Städten als Mittel¬ 
punkten des Handels und 
Verkehres. Daher verfielen 
die meisten und wenn auch 
die Siedelungen nicht ganz 
verschwanden, so sanken sie 
zu Dörfern herab. Nur in 
den- Bischofsitzen erhielt sich 
etwas städtisches Leben. 
Allmählich trat aber auch 
in den germanischen Gebieten 
eine Aenderung ein, indem 
sich der Handel immer mehr 
belebte. Ganz erstorben war 
er ja nicht, denn einen Ver¬ 
kehr in Luxusartikeln und 
Bedarfsgütern, die wie etwa 
das Salz nur an bestimmten 
Stellen vorkamen, hat es 
immer gegeben. Jedoch erst 
in der Zeit der Karolinger 
(751—911) konnte sich der 
Handel in unseren Gegenden 
auf feste Punkte stützen, wie 
Bischofsitze, Klöster oder könig¬ 
liche Pfalzen. Sowie aber die 
Bevölkerung an Zahl zunahm 
und der Ausbau des Landes 
fortschritt, wuchsen auch Pro¬ 
duktion und Bedürfnisse und erstanden neue Verkehrspunkte. 
Soweit war in unseren Gegenden bis zum Aussterben 
des karolingischen Herrscherhauses die Entwickelung gediehen, 
von der uns die berühmte Zollordnung von Rasfelstätten 
(an der Donau, oberhalb Enns) ein anschauliches Bild zeichnet. 
Da brachten die Ungarnstürme (899—955) einen argen Rück- 
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Das Eferdinger Stadtwappen. Phot. Mrböck.
	        
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