Volltext: 700 Jahr-Feier der Stadt Eferding

— Weiters schildert der Wirt dem Gast das pompöse Leichen¬ 
begängnis Fadingers im Juli 1626 und später das Begräbnis 
Christoph Zellers und deren Exhumierung und Beerdigung 
im Seebacher Moos nach Niederwerfung des Aufstandes. — 
Er zeigt dem Gast auch das Erinnerungsbild an die Hochzeit 
Keplers mit der Eferdinger Bnrgerstochter Reutinger, die in 
seinem Gasthaus stattgefunden und erläutert ihm endlich den 
Inhalt der in hebräischer Sprache am Gasthaus angebrachten 
Steintafel, deren Inhalt also lautet: „Hier ruht die auserwählte, 
sehr weise, erhabene, in allen ihren Werken rechtschaffene 
ehrwürdige Frau Friesa, Tochter des gelehrten Rabbi Jehuda, 
des Leviten, Gattin des Rabbi Josef. Gegangen zur ewigen 
Ruhe am 12. Tage im Monat ,Tewetkst im Jahre 167 — 
i. 6. Jahrhundert — 1407 nach Chr. — Möge sie der ewigen 
Seligkeit teilhaftig werden. Amen." — Anschließend daran 
ist zu lesen: „Amio Di 1518 hat man die Juden zu Regens¬ 
burg ausgetrieben." 
Mit freundlichem Gruße verläßt der Gast das historisch 
bedeutungsvolle Haus und seinen in historischen Erinnerungen 
schwelgenden Gastgeb und geht an der Bäckerei am Platz, 
dem alten Nadlerhaus (95) und dem Kuefsteinschen Freihaus 
vorbei, sieht linker Hand durch das „Reisinger Schneidergaßl" 
die Stadtmauer hindurch und biegt, den Stadtplatz am „Schal- 
lenbergerhaus" überquerend, gegen das „alte Rathaus" zu 
ab,(Nr. 27/28). Ein hoher, imposanter Bau, mit Türmen und 
Erkern versehen, steht vor dem Beschauer. Hier spielten sich 
die Szenen der Geschichte Eferdings ab. Was die Bürger ge¬ 
wünscht, verlangt, gefordert, ist hier zum Austrag gekommen. 
— Nebenan bekam der Wanderer in der Apotheke Pflaster und 
Salben. — Dem Rathaus gegenüber stand das in schönen, 
gotischen Formen gebaute Lebzelterhaus des Elias Weßeubeck, 
während am Südende des Platzes der Weinwirt Kreuß zur 
Einkehr lud. Au dem Brunnen am Platze wurden soeben Fische 
der verschiedensten Sorten feilgeboten, wie sie Donau, Aschach 
und Jnnbach bot. — Links einschwenkend ins „Tal" stand der 
Wanderer vor der zweiten Kirche Eferdings, ebenfalls einem 
gotischen Bau, der Spitalskirche, mit einem Spitzturm, mit 
Steinplatten umhüllt, mit Kreuzrose und neckischen Wasser¬ 
speiern. Das Innere zeigt, wie noch jetzt die prächtige Seiten¬ 
kapelle, reizende Fresken in den Winkeln und Zirkeln des reichen 
Rippengewölbes. Anschließend an die Kirche zieht sich linker 
Hand von der sich zu einem schmalen Platz erweiternden Täl- 
straße das „Schiferische" Spital hin, ein niedriger „eingamiger" 
Bau, bestimmt, das Elend der Menschen zu lindern. Etwas 
verdunkelt werden die Spitalszimmer der Südwestfront 
durch die davorstehenden Häuschen eines Siebmachers' und 
Schusters, des St.-Magdalenen-Stiftes und daranstoßenden 
Getreidekastens (alle seit 1710 verschwunden). Der Wanderer 
fühlt sich hier im Tal wie in einer eigenen Stadt: Eigene 
Kirche, eigener Platz, eigene Stiftung, das Schiferische Erb¬ 
stiftsgebäude, der Spitalspfarrer im Spitalsbenefizium, das 
Magdalenen- und Margaretenstift (Nr. 35), lebhaftes Ge¬ 
werbe, ein Huetererhaus (Nr. 42), wo Jakob Leupold (f1632) 
seine Ware ausbot, der Kürschner und Bäcker Ernst arbeiteten, 
der „Jägerwirt" (40) den Zapfen ausstieß und der muntere Huf¬ 
schmied Dalhamer mit seinen Gesellen das ganze Tal mit seinem 
Hämmerschall erfüllte, denn dagab's vielArbeitfürdenSchmied, 
durch das Linzertor gingen die zahlreiche^ Fuhrwerke hinaus 
auf die „Gassen" und teils weiter, Linz oder Wels zu, teils die 
Gassen links hinunter zum Donaustapelplatz, zum Fritz und 
Kästner in Schaden. Da ging's vorbei in leb¬ 
haftem Fuhrwerksverkehr bei dem Linzer- oder 
Welsertor — rechts oben am „Schmied an der 
Leimgstötten", am Mauthaus, „Schrankenmichl" 
vorüber, am „Seppenhaus", „Langenhansenhaus", 
„Spatzenhaus"; links lagen die beiden „Mathiesen- 
teiche, „weiter rechts der „Weber im Alsternest" 
und der Mair des Siechenhauses oder Sichmair 
genannt. Nachdem der Wanderer sich den^leb- 
haften Verkehr am Linzertor vom „Wirt beim 
Tor" (Nr. 36), später Hiaselwirt, betrachtet, kehrt 
er wieder zurück zur Schmiedgasse, zum Fleischer-' 
und Peuerbachertor. Nagel- und Kupferschmiede 
hatten da ihre Essen. Am „Brauhaus" (Nr. 57) 
vorbei, wo die „Ziegler" sotten und schenkten, 
beim „goldenen Adler", dem ersten mit Schild be¬ 
nannten Gasthaus vorbei, wo „Andreas Huebner" 
den „Bauernbündlern" einen guten Tropfen kre¬ 
denzte, zum Tor, dessen über den Stadtgraben 
vorgeschobene Bastei einen eigenartigen Anblick 
bot. Innerhalb des Tores boten die Fleischer 
ihre Ware aus, in den Torverliesen seufzten 
Delinquenten, „am Brunnen vor dem Tore" — , 
links beim Austritt — hielt die „Tafernwirtiu" Anna Affra 
Spörlin und die Fleischhauerin jn der Vorstadt/Nr. 33) 
Anna Diettenbergerin manch wichtige Besprechung ab. Es 
störte nicht das leise Plätschern des Polsenzerbächleins, 
das sein spärliches Gerinnsel aus Wackersbach bei der Schleif¬ 
mühle vorbei, teils der Stadt zu beim Fleischer- und Schmied- 
stadl über dett jetzigen Friedhof, zwischen „Lazarett" (Nr. 39) 
und Tollerhäusl gegen die Stadtmauer in den Stadtgraben 
führte, teils weiter als „Ledererbach" der „Schlacht" zu auf die 
„Hofwirtsmühle" leitete und vorüber am „Wimbgütl" und 
„Springwiese", hinab nach „Wörth" auf die Räder der „Hof¬ 
mühle" — Kefermühle — lenkte. Mit Schrecken sah der Wan¬ 
derer in der Vorstadt noch die Spuren des letzten Bauernauf¬ 
standes 1632, wobei die Aufständischen das Peuerbachertor 
erfolglos berannten und die Vorstadt „Lederergasse" in Schutt 
und Asche legten, davon als letzte Erinnerung noch die ange¬ 
brannten Pfosten und Eichtüren in Nr. 32/33 zu sehen. So 
fand der Wanderer zur Zeit am Ende der traurigen Bauern¬ 
aufstände die Stadt Eferding in lebhaftem Handel, in reger 
Gewerbearbeit, in aufblühender Wohlhabenheit, Donau und 
Römerstraße führten Kaufleite und Wanderer ab i nd zu. Die 
Herrschaft hielt großen Hof, dasHandwerkhattegoldenenBoden. 
Eferding vom Luftballon aus gesehen. 
Das Städtchen, eingebettet in die fruchtbare Umgebung des Eferdinger Beckens. 
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