Volltext: Das Tiroler Bauernhaus

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die in der Küche nichts zu tun hatte, hinausgefahren. Aber wohin? 
Zn die kalten Kammern konnte man sie doch nicht jagen. Aus diesen 
und manchen anderen Gründen wurde der Wunsch nach einem zweiten 
heizbaren Wohnraum immer lebhafter. Zn eine Kammer einen 
zweiten Herd einzubauen und hier wie in der Küche ständig ein 
Feuer zu erhalten, war umständlich. Da verfielen geschickte Leute 
auf den Gedanken, den Lack ofen zur Erwärmung eines zweiten 
Raumes zu verwenden. Zn ältester Zeit hatte man zum Lacken 
des Brotes breite Steinplatten erhitzt, darauf den Teig gelegt und 
gebacken. Später hat man die Einrichtung vervollkommt, über 
ein Steinpflaster wurde ein einfaches bienenkorbartiges Gewölbe von 
Stein errichtet und in diesem Hohlraum Feuer gemacht. Waren die 
Steine genügend erhitzt, so wurde Glut und Asche aus dem 
Lackofen ausgeräumt und der Lrotteig eingeschoben. Die Deutschen 
haben diesen Lackofen häufig außer dem Hause in einem eigenen 
Lauwerk untergebracht, nicht selten wurde er auch in der Küche 
errichtet, sodaß man zum Lacken die Küche nicht zu verlassen brauchte. 
Da neben der Küche sich gewöhnlich eine Kammer befand, verfiel 
man auf den Gedanken, den Lackofen in eine solche Kammer ein 
zubauen, jedoch so, daß er von der Küche aus geheizt und beschickt 
werden konnte. 
Das Einbauen des Lackofens in eine neben der Küche gelegene 
Kammer bot vor allem zwei Vorteile. Der Lackofen blieb noch ge 
raume Zeit warm, wenn das Feuer nicht mehr in ihm brannte und 
hielt den Raum, in dem er stand, viel länger warm als das offene 
Herdfeuer. Oer erwärmte Raum blieb außerdem rauchfrei, da der 
Rauch durch das Feuerungsloch in die Küche entwich. Llm in der 
Winterzeit diese Ofenkammer ständig warm zu halten, heizte man 
den Backofen auch dann, wenn man ihn nicht zum Lacken benötigte, 
und so wurde der Lackofen zum Stubenofen, die früher kalte 
Kammer zur warmen Stube. Oie alten gemauerten Afen in 
vielen tirolischen Bauernhäusern erinnern in ihrer Form heute noch 
an ihren Vorfahren, den Backofen. iLild d) Zn manchen Gegenden 
ist heute noch der Stubenofen zugleich Backofen. Allerdings hat das 
wieder den Nachteil, daß die Stube immer geheizt ist, wenn ge 
backen wird. Da in der warmen Zahreszeit eine solche Stuben 
heizung als lästig empfunden wurde, hat man es vorgezogen, eigene 
Backöfen außer dem Hause zu errichten, oder man hat sie erkerartig 
über die Küchenwand hinausgebaut. Solche, über die Hauswand 
vorspringende Backöfen begegnen zumal im Eisacktal, im Etschtal
	        
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