Volltext: Das Tiroler Bauernhaus

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Schacht oder eine Röhre ins Freie geleitet. Von den Römern übernahmen 
vermutlich unsere Vorfahren den Kamin. Man behielt aber viel 
fach das Rauchloch bei, das aus der Küche ins Vorhaus führte, und 
erst in der Decke des Vorhauses brachte man die Öffnung für den 
Kamin an. Anfänglich zimmerte man den Kaminschacht aus Holz. 
Aber schon früh setzten die Verordnungen gegen die feuergefährlichen 
Holzkamine-ein, sodaß man sich allmählich zur Mauerung der 
Kamine entschloß. Manche wollten freilich am Kaminbauen keinen 
rechten Gefallen finden und wußten Bedenken gegen die Zweck- 
Mäßigkeit der Kamine vorzubringen. Sie meinten, das kaminlose 
Haus sei wärmer, im Dachraum sammle sich der Rauch und dadurch 
blieben die darunter befindlichen Räume wärmer, der Rauch im Dach 
raum wirke überdies erhaltend auf das Holzwerk,- das auf dem Dach 
boden gelagerte Korn trockne gut aus,- Heu, das hier durchräuchert 
werde, sei dem Vieh gesünder. Letzteres wollen wir bezweifeln, die 
übrigen Vorteile kann man zugeben- aber schließlich war es doch eine 
große llnzukömmlichkeit im kaminlosen Haus, daß bei gewisser Witte 
rung der Rauch nicht abzog, sondern die Küche erfüllte. Da hatten 
dann die Frauen, die in der Küche hantieren sollten, ihre liebe Rot 
und in solchen Fällen haben sie ihren Groll nicht bei sich behalten und 
wenigstens diesen nach außen abgeleitet, wenn sich schon der Rauch 
nicht ableiten ließ. So blieb denn manchem Bauern, auch wenn er 
zuerst an die Vorteile des Kamins nicht hatte glauben wollen, schließ 
lich nichts anderes übrig, als doch einen Kamin zu bauen. 
Die Häuser der alten Zeit hatten den großen Nachteil, daß sie 
nur einen heizbaren Raum, den Herd- oder Küchenraum, besaßen. 
Hier kamen im Winter alle Hausgenossen zusammen, wenn sie nicht 
durch ihre Arbeit gezwungen waren, in einem anderen Raum 
sich aufzuhalten. Das war nun wieder für die Bäurin in mancher 
Hinsicht unangenehm. Die Männer, die gerade nichts zu tun hatten, 
saßen in der Küche herum oder dort, wo noch nach alter Sitte 
Bänke auf beiden Seiten des mächtigen Herdes angebracht waren, 
auf dem Herd selbst. War nun einer von ihnen ein Besserwisser 
und ein Topfgucker, so fand er leicht an der Art, wie die Frauen 
kochten, etwas zu nörgeln und diese ärgerten sich darüber, daß die 
Männer ihnen in ihr Fach hineinredeten. Stand eine junge Dirne 
am Herd, so hatte sie wohl mit der übrigen Zugend, die sich gerade 
in der Küche aufhielt, zu scherzen und zu lachen und dabei ist dann 
auf einmal das Mus angebrannt und es gab wieder Verdruß mit 
der Bäurin. Sie wäre wohl am liebsten mit der ganzen Gesellschaft,
	        
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