Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

- 48 
des Krieges erfahren haben, so kann man daraus den gegenwärtigen 
Aufwand berechnen, unter der Voraussetzung, daß die ehemalige Be 
triebsorganisation die gleiche geblieben ist. Nun ist dies zwar nicht 
überall der Fall. Die tiefen Eingriffe der Kriegswirtschaft mit ihren 
Bevorzugungen und Benachteiligungen einzelner Produkte haben 
manchen Betriebsleiter zu durchgreifenden Wirtschaftsänderungsn 
veranlaßt. Man muß sich aber hüten, anzunehmen, daß eine allge 
meine Umstellung der Betriebe stattgefunden habe. Im allgemeinen 
ist das Gefüge eines landwirtschaftlichen Betriebes ein zu festes, seine 
Abhängigkeit von wirtschaftlichen und klimatischen Faktoren eine zu 
starke, um wesentliche Wirtschaftsänderungen zu gestatten. Einen 
Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung bildet das von der 
Zentralstelle zur Erforschung der landwirtschaftlichen Betriebsverhält 
nisse verarbeitete Buchführungsmaterial von etwa 150 Betrieben, 
aus dem ersichtlich ist, wie geringfügig im allgemeinen die wirtschaft 
lichen Veränderungen sind, und daß sie dort, wo sie in stärkerem 
Umfange zutage treten, wie beispielsweise bei dem Besatz mit Nutz- 
und Zugvieh, im allgemeinen parallel gehen mit den Veränderungen, 
welche auch nach der Statistik allgemein eingetreten sind. Wenn dies 
aber der Fall ist, dann muß auch die Einsetzung der im vorher 
gehenden entwickelten Aufwandsverschiebungen in die Abschlüsse der 
Friedenszeit einen gewissen Anhalt für die Beurteilung der Frage 
bieten, in welcher Weise sich der Gesamtaufwand einer Wirtschaft 
ändern mußte, wenn die veränderten Wirtschaftsbedingungen auf 
seinen Betrieb in dem gleichen Ausmaß einwirkten, wie dies für die 
Gesamtheit aller Betriebe ermittelt wurde. 
Der im einzelnen ermittelte Mehraufwand wurde daher in 
Beziehung gesetzt zu den buchmäßig festgestellten Ausgaben einer 
größeren Zahl von Betrieben 3 "). Hierbei mußte die Gesamtsteige 
rung der Ausgaben um so höher erscheinen, je stärker im Frieden die 
jenigen Ausgaben an dem Gesamtaufwand beteiligt waren, welche 
heute den Betrieb am meisten verteuern. Ebenso mußten beispielsweise 
die Ausgaben derjenigen Wirtschaften am wenigsten steigen, welche 
einen hohen Futterzukauf im Frieden hatten, dem nun eine erzwun 
gene Ersparnis von 80 % gegenüberstand. So zeigte sich beispielsweise 
bei einem Gut eine rechnungsmäßige Gesamtsteigerung der Aus- 
30 ) Etwa 800 nach Betrebsklassengwßen zu Gruppen zusammengefaßte 
Betriebe, ferner 130 Einzelbetriebe. Beim käuflichen „Saatgut" wurde 
der Sachaufwand gegenüber 1913 zu 70 Proz., die Preissteigerung zu 
250 Proz., die Aufwandssteigeruntz demgemäß zu 145 Proz. eingesetzt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.