Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

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die menschliche Arbeitskraft nach Möglichkeit durch Maschinenarbei: 
zu ersetzen, stark entgegengewirkt, so daß die Tendenz zur Extensi- 
vierung der Betriebe hierdurch eine weitere Förderung erfährt. Hierbei 
ist zu berücksichtigen, daß die Steigerung der Maschinenpreise insofern 
nicht voll zum Ausdruck kommt, als die Maschinenproduktion und so 
mit die Änschaffungsmöglichkeit erheblich hinter dem Frieden zu 
rückbleibt, daß jedoch das Maschinenkonto des einzelnen Betriebes 
aus anderen Gründen erheblich stärker belastet wird als zuvor. Das 
Material, aus dem die Maschinen heute hergestellt werden, ist gegen 
über der Friedenszeit ein minderwertiges, da viele Teile in Grauguß 
statt in Bronze ausgeführt werden. Hierzu kommt, daß das Schmier 
material schlechter geworden ist, so daß die Abnutzung der Maschinen 
und die Häufigkeit der Reparaturen erheblich gestiegen ist. Zu den 
Beschaffungskosten der Maschinen selbst treten daher erhöhte 
Reparaturkosten und die Kosten der Ersatzteilbeschaffung. Die 
ersteren werden von den Maschinenfabriken als um 200—300 % im 
Durchschnitt höher angegeben, die Preise für die Reserveteile sind 
jedoch noch erheblich mehr gestiegen; so kosten beispielsweise Pflug 
reserveteile heute im Durchschnitt 400 % mehr als im Frieden. 
Außer der Verteuerung der Reparaturen ist aber eine erhebliche Ver 
mehrung derselben nicht nur deswegen eingetreten, weil das Material 
der neu beschafften Maschinen und Geräte ein schlechteres ist, sondern 
auch, weil die geringere Änschaffungsmöglichkeit neuer Maschinen 
eine erhöhte Reparaturtätigkeit an den alten erforderlich macht. 
Während daher der tatsächliche Aufwand der Landwirtschaft für die 
Maschinen, soweit die Neuanschaffung derselben in Frage kommt, 
wegen der geringeren Produktion hinter der Preissteigerung der 
Maschinen zurückbleibt, kommt die Steigerung der Reparaturkosten 
in voller Höhe im landwirtschaftlichen Etat zum Ausdruck, so daß 
heute für. Reparaturen mit einem dreimal so hohen Aufwand gegen 
über der Friedenszeit zu rechnen ist. Zu den erhöhten Unterhaltungs 
kosten tritt ferner infolge der Minderwertigkeit des Materials die 
Notwendigkeit erhöhter Amortisation. Konnte man im Frieden im 
Durchschnitt mit einer lOprozentigen Amortisation rechnen, so wird 
man heute mindestens 12—15 % für den gleichen Zweck einzusetzen 
haben. 
Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß die Steigerung der 
Maschinen- und Gerätepreise keineswegs abgeschlossen ist, sondern 
sich ständig und schnell fortsetzt. Es ist daher damit zu rechnen, daß 
die Neigung der Landwirtschaft, unter den gegenwärtigen Verhält 
nissen, Maschinen zu kaufen, weiterhin erheblich sinken wird, was bei 
der an sich fehlenden Arbeitskraft einen weiteren Rückgang der Er-
	        
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