Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

111. Futtermittel, (vgl. Anlage IV.) 
In erheblich stärkerem Maße als die Bezugmöglichkeit an 
künstlichen Düngemitteln ist diejenige an käuflichen Futtermitteln 
gesunken. Wie aus der Anlage I Nr. 33 ersichtlich ist. betrug der 
Wert sämtlicher käuflichen Futtermittel vor dem Kriege rund 
1^ Milliarde Mark, wofür 5,8 Millionen Tonnen St. W. geliefert 
wurden, so daß der Preis für 1 kg St. W. mit einem Eiweißverhült- 
nis von 1:2,8 rund 26 Pfennig betrug. 
An Trockensubstanz waren 10—11 Millionen Tonnen verfügbar, 
so daß bei einem Viehbestand von rund 12 Millionen Tonnen 
nahezu 1 Zentner Trockensubstanz in käuflichen Futtermitteln auf 
je 1 Zentner Lebendgewicht entfiel. 
Man begreift den schweren Sturz unserer animalischen Pro 
duktion, wenn man sich vergegenwärtigt, daß heute nicht mehr als 
rund 1 Million Tonnen Trockensubstanz zum Verkauf zur Verfügung 
stehen, von denen höchstens 500 000—700 000 t, d. h. etwa 6 % der 
Friedensmenge, im Werte von etwa 250—300 Millionen Mark der 
Landwirtschaft zugeflossen sein mögen. Angestellte Ermittlungen 
haben ergeben, daß sich je 1 kg Stärkewert in diesen Futtermitteln 
auf rund 87 Pfennig stellte, so daß sich gegenüber dem Frieden 
(26 Pfennig)) eine durchschnittliche Verteuerung der Futtermittel um 
224 % ergab. 
Neben dem steilen Abfall der Futtermenge an sich ist jedoch der 
Eiweißgehalt in noch stärkerem Maßstabe gesunken. Soweit die 
Futtermittelstatistik des Krieges überhaupt als verläßliche Grund 
lage zu betrachten ist, läßt sich berechnen, daß der Landwirtschaft 
an verdaulichem Eiweiß nur etwa 3 % der Friedensmenge verblieb. 
Dadurch erfuhr das Nährstoffverhältnis des gesamten Futters eine 
starke Erweiterung, wodurch in erster .Reihe die auf reichliche 
Eiweißzufuhr angewiesene Milchproduktion und das Jugendwachs 
tum beeinträchtigt wurden. Mit dem Verschwinden des Eiweiß 
mußte seine Bewertung eine ständig wachsende sein. -Aus der Er 
weiterung des Nährstoffverhältnisses der künstlichen Futtermittel von 
1:3 im Frieden auf 1:7% (kl-haltige : ^-freien Nährstoffen) läßt sich 
unter Zugrundelegung einer Friedensbewertung des Eiweiß in Höhe 
des Anderthalbfachen des Stärkewertpreises schließen, daß der gegen- ' 
wältige „Sonderwert" des Eiweiß in allen hochkonzentrierten 
Produkten mindestens das Dreieinhalbfache des Stärkepreises beträgt. 
In betriebswirtschaftlicher Hinsicht ergibt sich aus den Ver 
schiebungen am Futtermittelmarkt folgendes:
	        
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