Volltext: Die Futtermittelwirtschaft im Kriege [Heft 59/60]

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AbteilungGerste. 
Die Abteilung für Gerste fand sogleich ein reiches und wichtiges 
Arbeitsfeld vor. Die Hälfte der Gerstenernte 1915 war zur Ablieferung 
beschlagnahmt; hieraus sollte der Heeresbedarf und der Bedarf 
der gerstenverarbeitenden Fabriken gedeckt, der noch verbleibende 
Rest zur Verfütterung bereitgestellt werden. Unter Zuziehung 
des Beirats wurden die Industrien bestimmt, denen der Einkauf von 
Gerste auf Grund von Bezugsscheinen durch Vermittlung der Gersten 
verwertungsgesellschaft freigegeben wurde; es kamen in Betracht die 
Bierbrauereien, die Brennereien, die Preßhefefabriken, die Graupen 
mühlen, die Malz- und Gerstenkaffeeröstereien, die Malzextrakt 
fabriken, die Mummebrauereien und gewisse Betriebe der Textil 
industrie; später traten noch die Malzessig-, Essenzen-, Lakritzen-, 
Milchsäure- und Klebestoff-Fabriken hinzu. Im allgemeinen wurde 
eine Mprozentige Belieferung in Aussicht genommen; Härten wurden 
durch entsprechenden Ausgleich zu vermeiden gesucht. Da der Be 
darf an Getreidekaffee und Graupen vordringlich erschien, wurden 
die einschlägigen Fabriken in ihren Kontingenten bevorzugt, dagegen 
die Bierbrauereien geringer beliefert. Es mußten auch die nötigen 
Vorkehrungen für die Sicherstellung der Saatgerste, wovon 10 009 
Tonnen auf die besetzten Gebiete entfielen, getroffen werden. Die 
Zuweisungen an die Fabriken konnten nicht voll erfüllt werden; 
doch war es möglich, ausländische Gerste, vor allem aus Rumänien, 
das damals noch nicht in den Krieg eingetreten war, einzuführen. 
Zur Verfütterung wurden 120 000 Tonnen für Schweinemast, 
2000 Tonnen für Geflügel bereit gestellt. Der Ausfall der Ernte 
1916 machte eine neue Berteilung der Gerste notwendig, den Er 
zeugern waren nur mehr 40 % der Ernte belassen worden. Zur Brot 
streckung mußte auch Gerstenmehl herangezogen werden. Für 
Schweinemast und Geflügelfutter wurden wieder größere Mengen in 
Aussicht genommen; es ergab sich jedoch im Laufe des Wirtschafts 
jahres, daß eine allgemeine Verteilung von Futtergerste nicht durch 
führbar war; Gerste wurde zum Abschluß von Schweinemastverträgen 
nur dann gegeben, wenn diese Verträge zugunsten der Heeresverwal 
tung abgeschlossen wurden. Das Hauptgewicht mußte auf die Her 
stellung von Graupen gelegt werden; die Reichsfuttermittelstelle 
richtete zur Überwachung der Graupenmühlen einen besonderen Dienst 
ein. Die Ausmahlung zu Graupen wurde von 67 auf 75 % erhöht. 
Die Stockungen in der Fabrikation, die durch Kohlenmangel uno 
Schwierigkeiten beim Aufkauf der Gerste verursacht waren, wurden 
mit allen Mitteln zu beseitigen gesucht. Die übrigen Betriebe 
mußten zurücktreten; die Kontingente der Kaffeefabriken wurden um
	        
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