Volltext: Die Futtermittelwirtschaft im Kriege [59]

101 
C. Abbau. 
Der Abschluß des Waffenstillstandes brachte auch auf dem Ge 
biete der Futtermittelwirtschaft keine wesentliche Erleichterung. 
Allerdings ermäßigte sich der Heeresbedarf; es waren aber immer 
hin noch Hafer und Rauhfutter für die Truppen in der Heimat und 
im Osten notwendig; die im besetzten Gebiet aufgestapelten Futter 
vorräte konnten von der Armee nur zu einem kleinen Teile beim 
Rückmarsch mitgeführt werden. Infolge der Demobilmachung 
gingen viele Heerespferde in private Hände über; sie mußten mit 
Futter versorgt werden, soweit sie zur Auffüllung des gelichteten 
Pferdebestandes der Landwirtschaft dienten. Auch in den Städten 
wuchs die Pferdezahl; doch konnte an die städtischen Fuhrhalter, die 
Pferde über den im Kriege notwendigen Bestand hinaus erworben 
hatten, eine Zuweisung größerer Hafer- und Rauhfuttermengen durch 
die amtlichen Stellen nicht erfolgen. Eine gewisse Erleichterung für 
die Landwirtschaft trat dadurch ein, daß die Heu - und Stroh 
umlage nicht mehr weiter in Anspruch genommen werden mußte; 
es wurde nur noch darauf hingewirkt, daß jene Mengen, die bis zum 
Ende des Jahres 1918 abzuliefern waren und teilweise noch aus 
standen, für das Heer und die gemeinwirtschaftlich wichtigen Be 
triebe beigebracht wurden. Ferner konnte von der weiteren Erfassung 
der Futterrüben, die für Heereszwecke getrocknet werden sollten, nun 
mehr Abstand genommen werden. 
Die Versorgung der städtischen Pferde mit Hafer und Beifutter 
wurde in der bisherigen Weise fortgesetzt. Es soll jedoch nicht ver 
hehlt werden, daß die Pferdehalter, namentlich in den Großstädten, 
immer mehr ihren Bedarf auch auf ungesetzlichem Wege deckten und 
hierzu bei dem sich rasch ausbreitenden Schleichhandel auch 
reichlich Gelegenheit hatten, wenn sie nur in der Lage und gewillt 
waren, die sehr hohen Preise zu bezahlen. 
Der Ruf nach Aufhebung der Zwangswirt 
schaft erscholl von verschiedenen Seiten; gerade auf dem Gebiete 
der Futtermittelwirtschaft schien der Abbau der kriegswirtschaftlichen 
Maßnahmen am leichtesten und schnellsten durchführbar. Die Land 
wirte wollten freie Verfügung über die von ihnen erzeugten Futter 
mittel haben, um ihre Spanntiere besser ernähren und ihren ge 
minderten Viehbestand möglichst bald wieder heben zu können. Der 
Handel strebte die Wiedereinsetzung in seine früheren Rechte an. Da 
gegen wurden aus Verbraucherkreisen, namentlich von den Vertretern
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.