Volltext: Die Futtermittelwirtschaft im Kriege [59]

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nehmen. Die Hefefabriken vermochten nicht ausgenützt zu werden, 
da ihnen die notwendige Melasse nicht zugeteilt werden konnte. 
Gleichwohl war der Kriegsausschuß bestrebt, mit allen Mitteln 
die Herstellung von Ersatzfuttermitteln zu steigern. Für die Stroh 
aufschließung, deren Vervollkommnung nach verschiedenen Ver 
fahren angestrebt wurde, entfaltete er eine rege Werbetätigkeit; die 
hierfür gewonnenen Betriebe unterstützte er bei der Belieferung 
mit Stroh, Ätznatron und Kohle. Die Zusammensetzung der Misch 
futter wurde auf Grund sorgfältiger Versuche zu verbessern gesucht. 
Es gelang, Futter mit Fleischmehl- oder Leimgallertezusatz so her 
zustellen, daß es auch von Pferden genommen wurde. Aus Klee 
und Heu wurde durch Vermahlung ein wertvolles Schweinemast 
futter gewonnen. Durch eine umfassende Organisation wurden die 
anfallenden Wein- und Obsttrester erfaßt und zu einem Ersatzfutter 
verarbeitet. Bei der Herstellung von Laubheukuchen für die Heeres 
verwaltung hat der Kriegsausschuß mit Erfolg mitgewirkt. Auch 
lieferte er für die Heerespferde ein sehr brauchbares Preßfutter, 
das in der Hauptsache aus Strohkraftfutter mit Haferzusatz bestand. 
Mit der Herstellung von Leimkraftfutter aus Leimleder wurde eine 
Reihe von Fabriken beschäftigt; die Knochen wurden nach verschie 
denen Verfahren zu Knochenkraftfutter, Eiweißersatz sowie zu 
phosphorsaurem Kalk verarbeitet. An Mischfuttern sind Blutfutter, 
Tierkörperfutter, Pansenmischfutter, Geflügelbackfutter, Leimgallertr- 
futter zu nennen. Die Herstellung des Knochenkraftfutters wurde 
schon im Jahre 1917 wegen zu hohen Mineralstoffgehalts eingestellt. 
Leider veranlaßte der stets wachsende Bedarf der Industrie und des 
Gewerbes an tierischem Leim eine wesentliche Einschränkung der 
Verwendung dieses wertvollen Stoffes zu Futterzwecken. 
Die Erschwerungen der Arbeiten des Kriegsausschusses steigerten 
sich im Jahre 1918 noch durch die zahlreichen Einberufungen zum 
Heeresdienst, den wachsenden Kohlenmangel und die gespannten 
Verkehrsverhältnisse, vor allem aber durch die Folgen des Zusammen 
bruchs und der politischen Umwälzungen gegen Ende des Jahres. 
Gleichwohl konnte die Produktion gegenüber dem Vorjahre gesteigert 
werden. Die Hefefabrikation konnte sich, wie erwähnt, mit Rücksicht 
auf die geringen Melassezuweisungen nur auf geringer Höhe halten; 
da die Gestehungskosten der Hefe sehr beträchtlich waren, war nur 
deren Verwendung zur menschlichen Ernährung möglich, lediglich die 
minderwertigen Produkte waren für Futterzwecke absetzbar. In den 
Jahren 1916 bis 1918 wurden 2112 Tonnen Futterhefe und 4214 
Tonnen Nährhefe erzeugt. Die Herstellung von Heumehl wurde auf 
gegeben, dafür aus Winterreisig ein Futter gewonnen. 
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