Volltext: Die pflanzlichen und tierischen Oele und Fette, ausschließlich der Molkereiprodukte, in Frieden und Krieg [33]

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ck) Rohfettwirtschaft. 
Mit der Steigerung der Erträge pflanzlicher Oele konnte die Ge 
winnung tierischer Fette bei der Abnahme des Viehbestandes 
und dessen zunehmender Magerkeit nicht Schritt halten, vielmehr ist 
die Erzeugung von Rohfetten, d. h. Innenseiten (Nieren-, Darm-, 
Netz-, Magen-, Herzbeutel-, Brust- und Schloßfett), Abfallfetten, 
die beim Reinigen und Schleimen der Därme gewonnen werden, so 
wie von Fettbrocken, wie sie sich beim Verkauf von Fleisch im Frieden 
reichlich ergaben, stark zurückgegangen. Abgesehen von Maßnahmen, 
welche die Erhaltung eines möglichst großen Viehbestandes bezwecken, 
konnte diesem Rückgang an Schlachttierfetten nur dadurch entgegen 
gearbeitet werden, daß die Ausbeute aus den wenigen Tieren, wie 
sie nun einmal zum Schlachten gelangten, so sehr als irgend möglich 
gesteigert und die Weiterverwendung dieser Fette so wirtschaftlich als 
irgend möglich gestaltet wurde. 
Im Hinblick darauf wurden die sogenannten Rohfette im 
März 1916 der Bewirtschaftung des Kriegsaus 
schusses für Oele und Fette unterstellt, der zunächst 
die größtmögliche Fettausbeute aus dem vorhandenen Material da 
durch sicherstellte, daß es ausnahmslos gut und neuzeitlich eingerichte 
ten Schmelzen zur Verarbeitung überwiesen wurde und ganz 
Deutschland zu diesem Zwecke in etwa 50 Schmelzbezirke geteilt 
-wurde. Die Einrichtungen dieser Schmelzen, ihre besonderen Kessel, 
Röstapparate, Pressen usw. ermöglichen eine größere Ausbeute, als 
sie im Haushalt auf der Bratpfanne erreicht werden kann. Das ge 
wonnene Fett, soweit es hygienisch einwandfreien Rohfetten ent 
stammt, ist Speise- oder Feintalg. Aus verdorbenen oder sonstwie 
genußuntauglichen Rohsetten, sowie dem Rohfett schwerkranker Tiere 
wird technischer Talg gewonnen. 
Der in den Schmelzen gewonnene Feintalg gelangt zu 50 v. H. 
an den Kriegsausschuß. Die übrigen 50 v. H. gehen an diejenigen 
Kommunalverbände bezw. Gemeinden oder Ablieferer zurück, von 
denen die Rohfette stammen. In Bayern sind sie der Bayerischen 
Landesfettstelle abzuliefern. Ueber die Weiterverarbeitung des tech 
nischen Talges verfügt ausschließlich der Kriegsausschuß für Oele 
und Fette. 
Die dem Kriegsausschuß zustehende Hälfte des gewonnenen 
Feintalges wird restlos zur Herstellung von Margarine verwandt. 
Sie hat auf diese Weise, und das ist einer der wichtigsten Gründe 
für die Zentralisation der Rohfettwirtschaft gewesen, größeren wirt 
schaftlichen Wert, als ihr bei unmittelbarem Verzehr zukäme, da sie
	        
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