Volltext: Kaffee, Tee, Kakao in der Kriegswirtschaft [Heft 31/32]

Zoll selbst schon bei hohen Kriegspreisein dagegen linier einigermaßen 
normalen Fracht- und Marktverhältnissen um ein Vielfaches. 
Tee gilt mit Recht wegen seiner großen Ausgiebigkeit als 
das b i l I i g st e G e nu ßm i t t el. Der Versuch der Tesbereitnng 
durch die fahrbare Feldküche hat dies auf das schlagendste 
bewiesen. Der Aufguß von 105 Gramm Tee ergab 70 Liter oder 
560 Tassen fertiges Getränk. Der Durchschnittspreis des beschlag 
nahmten Tees war 7,10 M. unverzollt. Unter Zugrundelegung 
dieses Wertes, welcher etwa der Preismitte für verzollten Tee im 
Kleinverkauf in Friedenszeiten entspricht, ergibt sich ein Kosten- 
auswand von nur 1,04 Pf. für das Liter oder 0,13 Pf. für die 
Tasse Getränk. F ür m i l i t ä r i s ch e Zwecke ist Tee besonders 
geeignet, weil er im Verhältnis zu seiner Menge sine außer 
ordentlich große Getränkmenge liefert, und ferner, weil er unter 
der Bedingung nötiger Sorgfalt und geeigneter Ausgußvorrichtung 
(durch die Feldküchen oder ähnliche Kesselanlagen) in einfachster 
Weise hergestellt werden kann. 
Selbst wenn man von einem Vermahlen des Tees absieht, 
weil dieses in normalen Zeitläuften voraussichtlich wegen der Ein 
buße am Wohlgeschmack nicht vorgenommen werden dürfte, und 
den Aufwand für eine Tasse Tee mit dem Doppelten, also 0,3 Pf. 
die Tasse, in Anschlag bringt, bleibt dieses Getränk noch immer 
sehr billig und deswegen für die Bevölkerung das vorteilhafteste 
Genußmittel. Die Bekömmlichkeit, der Vorzug der Anregung und 
sein Wohlgeschmack werden von ärztlichen Fachgrößen und Prak 
tikern unterschiedslos anerkannt. 
Daß diese Vorteile bei der Heeresverwaltung nur teilweise 
zur Geltung kamen, liegt in erster Linie an dem bei einem großen 
Teile der männlichen deutschen Bevölkerung eingebürgerten Vor 
urteil gegen den Teegen nß. Man hält diesen in vielen 
Kreisen im Gegensatz zu Bier und Kaffee für etwas Weichlich- 
Frauenhaftes und sieht ihn in den meisten Fällen als halbes 
Arzneimittel an. Stellt man die Frage, ob unsere Feldgrauen die 
englischen Tommies, die Australier, Neuseeländer, Kanadier als 
verweichlichte Geschöpfe ansehen, die doch sämtlich ihren gut 
gemachten Tee über alles schätzen, so werden sie wahrscheinlich 
mit „nein" antworten. Desgleichen können sich die zweifelnden 
Männer leicht durch das Urteil der gewiß nicht weichlichen männ 
lichen Bevölkerung Ostfrieslands über den günstigen Einfluß 
des Teegenusses unterrichten. 
Sobald der Friede wiederhergestellt ist, wird eine tatkräftige 
Aufklärung gegen das Vorurteil durch Wort und Schrift ein-
	        
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