Volltext: Kaffee, Tee, Kakao in der Kriegswirtschaft [Heft 31/32]

Höchstpreis galt. Das neutrale Ausland hätte dabei also von 
deutscher Seite nicht mehr bekommen als im eigenen Jnlande, 
Mau entschied sich deshalb dafür, zunächst eine B e st a n dsa n f 
»ahme anzuordnen, die am 3. Januar 1916 stattfand- Diese 
sollte die Grundlage für zu ergreifende Maßnahmen bilden. Die 
Bestandsaufnahme enttäuschte sehr. Sie ergab nur einen Bestand 
von rund 1 Million Sack. Das war bei Zugrundelegung des 
durchschnittlichen Friedensverbrauchs ein Vorrat ilir nur wenige 
Monate. - -, 
Daß trotz verhältnismäßig großer Zufuhren aus dem neu 
traten Auslande eine so starke Abnahme der deutschen Bestände 
und nur ein so geringer Lagerbestand festgestellt wurde, ist Wohl 
im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß in der zweiten Hälfte 
des Jahres 1916 die Ersatzmittelfabriken auf 60 v. H. ihres 
Friedensbedarfes beschränkt wurden und daß weiter infolge der 
starken Beschäftigung und der sich daraus ergebenden Lohnauf 
besserung große Arbeitergruppen und weite Bevölkerungskreise 
vom Verbrauch der Ersatzmittel zu dem des Bohnenkaffees über 
gingen. 
In den Monaten Januar und Februar 1916 wurden sehr an 
sehnliche Mengen Kaffee im neutralen Auslande gekauft und nach 
Deutschland eingef ü h r t, und zwar zu Preisen, die in Anbe 
tracht der schwierigen Einkaufsverhältnisse als mäßig bezeichnet 
werden müssen. Es ist gelungen, dem deutschen Verbrauche joden 
Sack Kaffee dienstbar zu machen, der in den neutralen Ländern 
greifbar war. Diese Einkaufspolitik blieb naturgemäß den Eng 
ländern nicht verborgen. Die Maßnahmen, die im neutralen Aus- 
lande gegen die Kaffeeversorgung Deutschlands getroffen Ware», 
wurden durch Anhalten aller auf das neutrale Ausland schwim 
menden Mengen von seiten Englands verschärft. Das führte so 
weit, daß die Versorgringsmöglichkeit irr den neutralen Ländern 
selbst gefährdet wurde und man sich entschloß, Ausfuhrverbote zu 
erlassen. Nur in Holland wurden diejenigen Kafseemengen zur 
Ausfuhr freigegeben, die aus den holländischen Kolonien stammten. 
Diese Maßnahmen führten zu Preistreibereien, die 
immer neue Anregung durch die Hamsterei des Publikums er 
hielten. Der Zeitpunkt war für die Regierung gekommen, ein 
zugreifen, um nicht die Versorgung von Heer und Marine mit 
Kaffee in Frage zu stellen. So kam es zur G r ü nduug des 
Kriegsausschusses für Kaffee, Tee und deren 
Ersatzmittel G. m. b. H.nm 5. April 1916 mit dem Sitz in 
Berlin Die Aufgabe des Ausschusses ist: Beschaffung, Verteilung
	        
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