Volltext: Die Schwerarbeiterfrage [Heft 26/27]

stad t dagegen ist bei der Versorgung auf die organisierte Zufuhr 
angewiesen. War die Versorgung der Großstädte schon im Frieden 
schwierig, so erst recht im Kriege. 
Die großen Industriegebiete (Rheinland-, West 
falen, Sachsen, Oberschlesien, rhein-mainisches Industriegebiet, 
Berlin) liegen entweder in der Nähe der Grenzen (Holland, 
Belgien, Schweiz, Rußland) oder an den Hauptverkshrchtrömen 
(Rhein, Ruhr, Donau, Elbe, Havel, Spree). Die Werftgebiete 
wurden zum größten Teil von See aus versorgt. Im rheinisch- 
westfälischen Industriegebiete grenzt fast eine Großstadt an die 
andere; hier wohnen, wie in Groß-Berlin, über vier Millionen 
Menschen auf einem eng begrenzten Raume. Die Zufuhr 
vom Auslande fällt jetzt fort. Die Folge ist, daß die Nahrungs 
mittel aus größeren Entfernungen herangeschafft werden müssen. 
Kartoffeln, die früher von Holland nach dem Nheinlande kamen, 
kommen jetzt aus Mittel- und Ostdeutschland; das Getreide, das 
auf Schiffahrtswegen von Mannheim, Neuß, Düsseldorf kam, muß 
jetzt ebenfalls aus dem Osten herangeschafft werden. Nicht nur 
der Weg ist weiter, sondern auch die Beförderungsmittel haben sich 
geändert. Früher gingen große Massen zu Schiff, jetzt weitaus 
das meiste auf der Bahn. Dadurch ist eine Überlastung der Bahn 
eingetreten, die ohnehin von der Heeresverwaltung in sehr starkem 
Matze in Anspruch genommen wird. Unsere Bahnen legen heute 
für die meisten Güterbewegungen einen weit größeren Weg zurück. 
Sie haben außerdem ein stark ausgedehntes Gebiet zu bedienen. 
Im Frieden befuhr unser Wagenpark von der Ost- nach der West- 
und von der Nord- bis zur Südgrenze etwa 640 000 girrn. Jetzt, 
wo unsere Bahnen nach Belgien und Nordfrankreich, nach 
Bulgarien, nach der Türkei und tief mach Rußland rollen, be 
fahren wir über 1 Million girrn. Das alles wirkt ungünstig auf 
die Belieferung der Großstädte ein. 
Die Bezirke, die am schwierigsten zu beliefern sind, sind aber 
zugleich die Bezirke unserer Kriegsindustrie. Es 
müssen von dort aus neben Lebensmitteln Kohlen, Eisen, 
Munition, Gebrauchs- und Bedarfsgegenstände für Heer und 
Heimat geliefert werden. Somit drängen sich dort alle Trans 
porte zusammen, und es tritt vielfach eine Stockung in der Be 
lieferung ein. Eine Stockung in der Belieferung des Heeres mit 
Munition darf jedoch unter keinen Umständen eintreten. Weil 
man die Gesamtbevölkerung einer Großstadt unter diesen Um 
ständen nicht regelmäßig und nicht gut beliefern kann, muß alles 
getan werden, um wenigstens diejenigen Arbeiterschichten zu bs-
	        
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