Volltext: Der Kettenhandel als Kriegserscheinung [3 = Sonderheft]

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Höhung der Besorgnis den Preis arglistig, oder auch nur gedankenlos 
nachahmend, emporzutreiben wissen. 
Wieder erscheint so in neuen Gestalten der uralte „Akkapareur", 
der „Fürkäufer"', den durch Jahrhunderte hindurch die Gesetzgebung 
der Notzeiten vergebens verfolgt hatte,- aber diesmal ist er nicht, 
wie sonst allermeist, eine vorübergehende Erscheinung, und deshalb 
versagt gegen ihn, was aus der Rüstkammer einfacherer Zeiten am 
dritten Mobilmachungstage hervorgeholt wird, die Höchstpreisver 
ordnung einfachster Gestalt. 
Die sonst vorübergehende Knappheit wird nämlich durch die 
Handelsblockade nun dauernd,- sie trifft Waren des unentbehrlichsten 
Lebensbedarfs. Bor dem Kriege war es üblich gewesen, das; hinter 
einem Käufer zwei Verkäufer herliefen. Jetzt liefen hundert Käufer 
hinter einem Verkäufer her. Damit war jeder Verkäufer ein kleiner 
Monopolist geworden. 2n solcher Lage fühlt sich und handelt die 
Gesamtheit der Anbieter, auch wenn sie formal nicht verbündet ist, 
wie ein marktbeherrschender Trust. Sie kann den Warenpreis bis 
zu jener Grenze emporsetzen, die ihr die Zahlkraft der Konsumenten 
zieht, und zwar die Zahlkraft der bestgestellten Verbraucherschichten. 
Mit feinem Gefühl findet die Verkäufer-Gesamtheit denjenigen Preis 
heraus, der ihr aus dem Vorräte den höchsten Gesamtgewinn sichert. 
Wer solchen Preis nicht zahlen kann, geht leer aus. Das aber ist 
die große Masse der Verbraucher. 
So kommen die Staatseingrkffe in die Preisbildung,- zahlreich 
und schließlich zahllos. Mit jedem solchen Eingriffe beginnt aber ein 
Ringen aufs neue: Zwischen der Staatsgewalt, die trotz knapper 
Vorräte gleichmäßige Versorgung und mäßige Preise für das Volk 
erzwingen will, und dem Privategoismus des augenblicklichen Waren- 
besihers, der just diese Spanne für sich zu gewinnen trachtet, die da 
klafft zwischen dem mäßigen Preise, den der Staat der Volksmasse 
sichern will, und jenem übermäßig hohen, den unter den Verbrauchern 
die Zahlungsfähigsten und Zahlungswillkgsten noch eben zu erlegen 
bereit sind. 
Jede gesetzliche Maßnahme erzeugt zahllose Umgehungsversuche. 
Zuerst der örtliche Höchstpreis: er führte alsbald zur Waren-Ab- 
wanderung an die Orte mit höherem oder keinem Höchstpreise. Dann 
der Landes-und Reichs-Höchstpreis: er führte zum Kaufzwang 
gleichzeitig für andere, nicht unter Höchstpreisen stehende Artikel,- zum 
Versuche, durch Tauschgeschäfte höhere als die vorgesehenen Gegen 
werte zu gewinnen,- oder wenigstens besonders begehrte Gegenstände 
(Tausch von Butter gegen Ammoniak, von Schokolade gegen Dün 
ger), und dieses Verlangen wird bei einzelnen beliebten Gebrauchs
	        
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