Volltext: Vieh und Fleisch in der deutschen Kriegswirtschaft [Heft 17/18/19]

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gesamt zeigten die Schweine am 1. Dezember 1914 dem 1. Dezember 
1913 gegenüber eine Abnahme von 1,2 U; unser gesamter Schweinc- 
bestand wies am genannten Tage aber immer noch 25 341 272 Stück 
auf. Für Bayern machte sich das Schlachtverbot für Tiere unter 
60 in einer starken Vermehrung der Klasse der ^ Jahr bis 1 Jahr 
alten Schweine geltend, aus denen die sonst dort zur Schlachtung 
kommenden mindergewichtigen Tiere teilweise genommen wurden. 
Gegen eine Zunahme von 3,5 U im Reichsdurchschnitt hat sich die 
Klasse in Bayern um 9,6'U vermehrt. Für Preußen, das über -/z veS 
gesamten Reichsschweinebestandes besitzt, zeigte es sich, daß die im 
Gesamtschweinebestande erfolgte, gegen den Reichsdurchschnitt 
etwas stärkere Abnahme (2,3 U gegen 1,2 U — absolut genommen 
407 333 Stück —) fast ausschließlich auf die Verluste zurückzuführen 
war, die der ostpreußische Schweinebestand durch den Russeneinsall 
erlitten hatte, nnd die sich auf 484 881 Stück beliefen. 
Man hätte eigentlich erwarten sollen, daß in den nordwest 
deutschen Haltungsgebieten, wo sich im Laufe der letzten 
Jahrzente eine außerordentlich starke Ausdehnung, gewissermaßen eine 
Industrialisierung der Schweinehaltung durch die auf dem billigen 
Wasserwege zur Verfügung stehenden ausländischen Kraftfuttermittel 
— vielfach losgelöst vom eigentlichen landwirtschaftlichen Betriebe — 
entwickelt hatte, dem Ausbleiben der ausländischen Futtermittel eine 
entsprechende Verminderung der Schweine folgte. Dies traf aber, 
wie die Zählung vom 1. Dezember 1914 zeigt, in keiner Weise zu. 
Schleswig-Holstein wies zwar eine kleine Abnahme, nämlich um 
1,6 U, auf; dagegen zeigten die hauptsächlichsten Schweinemast 
provinzen, Westfalen und Hannover, die allein den fünften Teil des 
gesamten preußischen Schweinebestandes besitzen, eine Zunahme von 
1,5 und 2,7 U. Von denöstlichen Gebieten der Monarchie hat West 
preußen um 1,8 U zugenommen, während Posen und ganz besonders 
Schlesien eine Abwärtsentwicklung um 1,7 und 5,2 U erfahren haben, 
eine Erscheinung, die aus starke Ankäufe in diesen dem östlichen 
Kriegsschauplätze naheliegenden Provinzen zurückzuführen ist. 
Die Tatsache des recht geringen Rückganges der Schweine 
bestände im Reiche — der in Preußen, wenn man die ostpreußische 
Minderung berücksichtigt, sogar noch eine Vermehrung gegenübersteht 
— kann nur auf zwei Gründe zurückzuführen sein: Einmal waren an 
ausländischen Futtermitteln, vor allem an Mais und Futtergerste, 
sowohl beim Mäster als auch beim Handel noch genügende Vorrals- 
mengen vorhanden. Leider ist es unterlassen worden, gleich nach 
Kriegsbeginn eine Bestandsausnahme vorzunehmen, die neben anderen
	        
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