Volltext: Die Nahrungswirtschaft des Auslands [Heft 9]

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saun die Versorgung mit den voluminösen magenfüllenden Lebens 
rnitteln, mit Getreide, Gemüse und Kartoffeln, durch solche Vorrats 
wirtschaft nicht in derselben ,Weise gewährleistet sei». 
Was drittens die Möglichkeit betrifft, in England eine strenge 
Verbrauchsregelung durchzuführen, so wird man sich sagen 
müssen, daß ein Land, das in der kürzesten Zeit die allgemeine Wehr 
pflicht zu schaffen in der Lage gewesen ist, auch in dieser Beziehung 
die größten Anstrengungen nicht scheuen wird. Freilich ist es die 
Frage, ob es die organisatorische Fähigkeit dazu besitzen wird. Auf 
der einen Seite hat es den Vorteil einer geringen Zahl von Selbst 
versorgern und somit geringerer Gefahr widerrechtlicher Verfütterung 
und widerrechtlichen Verbrauchs, aus der anderen Seite den Nachteil 
einer besonders großen Abhängigkeit vom Auslande; es hat immer zu 
befürchten, daß die staatliche Regelung, insbesondere die Festsetzung 
von Höchstpreisen, die Zufuhr abschrecken wird. Die bisherigen 
Einwirkungen der englischen Politik auf freiwillige Verbrauchs 
beschränkungen scheinen durchweg gescheitert zu sein. 
Schließlich ist viertens an die Umstellungsmöglich - 
leiten zu denken, die für die englische Nahrungswirtschaft gegeben 
sind. Gerade England, das einen sehr luxuriösen Nahrungshaushalt 
führt, das mit anderen Worten viel Fleisch, Zucker, Bier und Speise 
fette verzehrt, Erzeugnisse, die erst durch einen kostspieligen Um 
wandlungsprozeß entstehen, ist hierzu in der Lage; wenn in Deutsch 
land das Durchhalten hauptsächlich durch Ausdehnung der vegeta 
bilischen aus Kosten der animalischen Ernährung und durch Ein 
schränkung des Genußmittelverbrauchs, insbesondere des Bieres und 
des Branntweines ermöglicht worden ist, so kann auch England durch 
das gleiche Verfahren seine Not lindern, freilich nicht in demselben 
Umfange, da es den Umwandlungsprozeß teilweise nicht selber voll 
zieht, sondern große Mengen der hochwertigen Nahrungsmittel un 
mittelbar einführt, Zucker zu 100 %, Butter zu 65 %, Fleisch zu 42 <jj. 
Ohnehin können alle diese Mittel der Kriegswirtschaft nur in 
einem beschränkten Grade wirken, es kann dadurch verhältnismäßig 
leicht ein Ausfall von 25 bis 30 % der Nahrungsmittel, so wie er in 
Deutschland vorliegt, ausgeglichen werden. Wenn aber, wie in Eng 
land, 50 und mehr Hundertteile des Nahrungsbedarfs vom Aus 
lande bezogen werden, dann können solche Mittel nicht mehr helfen. 
So wird es vom Erfolge des Unterseebootkrieges abhängen, wann 
die englische Nahrungswirtschaft an der Grenze ihrer Leistungsfähig 
keit anlangen wird.
	        
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