Volltext: Die Nahrungswirtschaft des Auslands [Heft 9]

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Bäckern, in den Haushaltungen usw., die in der letztgenannten Zahl 
vermutlich nicht enthalten sind, dürften also im Anfang des Wirt 
schaftsjahres jedenfalls 2 Millionen Tonnen Brotgetreide in Eng 
land vorrätig gewesen sein. Dabei ist es zweifelhaft, ob der von 
der englischen Regierung gekaufte Weizen darin enthalten ist. 
Die Brotgetreidereserven in Frankreich und Italien wurden 
auf 837 000 Tonnen veranschlagt.' Wenn man die angeführten An 
gaben der englischen Quellen als richtig unterstellt, so ist es wahr 
scheinlich, daß am 1. August 1916 bei den feindlichen und neutralen 
Westmächten die Vorräte an Brotgetreide mindestens 4 Millionen 
Tonnen betragen haben; wahrscheinlich sind sie aber beträchtlich 
größer gewesen. 
Noch schwieriger als die Vorräte in Europa sind die Überschüsse 
zu schätzen, die in den überseeischen Ländern der Ausfuhr harren, denn 
nur ein Teil dieser Vorräte ist „sichtbar", d. h. befindet sich in den 
Lagerhäusern usw. Für die Gesamtmenge ist man daher auf Be 
rechnungen angewiesen, deren Unterlagen wiederum Schätzungen sind. 
Im allgemeinen geht man von dem Schätzungsergebnis der letzten 
Ernte aus und zieht davon erstens den Bedarf für Saat, zweitens für 
Ernährung und Versütterung und drittens die Ausfuhr ab. Von 
diesen Zahlen kann natürlich nur die Ausfuhrziffer auf wirklicher 
Feststellung beruhen. Es erhellt aus dieser Erwägung, wie sehr die 
Angaben über die Vorräte über See voneinander abweichen müssen. 
Legen wir die Schätzungen der ernsthaften englischen Fachblätter zu 
grunde. Nach London Grain, Seed and Oil Reporter betrugen die 
aus den alten Ernten bei Beginn des Wirtschaftsjahres, am 1. August 
1916, für die Ausfuhr verfügbaren Vorräte : 
in Nordamerika 3,9 Millionen Tonnen 
„ Argentinien 1,1 „ 
„ Australien 2,6 „ „ 
„ Indien und Nordafrika . . . 0,8 „ 
Zusammen 8,4 Millionen Tonnen 
Com Trade News rechnet statt mit &h nur mit 7 3 A Millionen Tonnen. 
Zusammen mit den europäischen Beständen wären das mehr als 
12 Millionen Tonnen Brotgetreide, eine Menge, bei der aber viel 
leicht die Verluste durch Schwund und anderen Verderb nicht ge 
nügend in Rechnung gestellt sind. Der amerikanische Weizen alter 
Ernte soll beispielsweise zum großen Teil nicht mahlfähig sein. 
Obenhin betrachtet, konnte also die Versorgung im neuen Wirt 
schaftsjahre zunächst als gesichert gelten. Da traf wie ein Blitz aus 
heiterm Himmel die Hiobspost über die amerikanische Ernte ein.
	        
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