Volltext: Stift Hohenfurt vor 120 Jahren und heute, 1882, 11. November

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dass eine solche Sage im Munde des Volkes ging. Abt 
Quirin entfaltete, wo es seine Ehre als Landstand des 
Königreichs Böhmen galt, eine bedeutende Pracht, und 
es war zu befürchten, dass ihm dieses von seinen Zeit¬ 
genossen als Prachtliebe, die von Eitelkeit nicht mehr 
frei ist, gedeutet worden sein möchte. Zudem liebt es 
der Neid, grossen Männern, wenn man schon sonst nichts 
Schlimmes über sie weiss, wenigstens geheimen Stolz 
nachzusagen, — der Neid zu seinem eigenen Tröste. 
Dass sich nun das umwohnende Volk, Quirins Zeit¬ 
genossen und Unterthanen, von seinem gnädigen Herrn 
einen so heroischen Zug der Demuth erzählten, und ihn 
glaubten, das ist wohl ein starker Beweis, dass sie den 
befürchteten Fehler in seinem oft kühnen, hochstreben¬ 
den Charakter nicht gefunden hatten. 
Vor etwa dreissig Jahren erzählte mir ein Bürger 
der Stadt Hohenfurt, wie er so glücklich sei, sich im 
Besitze des Rosenkranzes vom Prälaten Quirin zu be¬ 
finden. Diesen habe nämlich der Kammerdiener nach 
dem- Tode seines gnädigen Herrn geerbt, und von 
diesem sei er, ich weiss nicht mehr, durch welche gün¬ 
stige Umstände und glückliche Combinationen, endlich 
in seinen Besitz übergegangen. Abt Quirin war nun 
wirklich ein servus Mariae; auch auf seinem schönen 
Grabmonumente ist er in Basrelief dargestellt knieend 
vor dem Bilde der Hochgebenedeiten; er dürfte sonach 
auch den Rosenkranz gerne gebetet haben. Dass man 
aber ein so unbedeutendes Andenken, wie ein Rosen¬ 
kranz, — materiell, so viel ich den Worten des Erzäh¬ 
lers entnehmen konnte, ohne Werth — dass man es 
85 Jahre nach dem Tode des äbtlichen Eigentümers 
noch in so hohen Ehren hielt, ist sicher ein Beweis, 
dass Quirin bei seinen Zeitgenossen im Rufe einer innigen 
Frömmigkeit stand.
	        
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