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dass eine solche Sage im Munde des Volkes ging. Abt
Quirin entfaltete, wo es seine Ehre als Landstand des
Königreichs Böhmen galt, eine bedeutende Pracht, und
es war zu befürchten, dass ihm dieses von seinen Zeit¬
genossen als Prachtliebe, die von Eitelkeit nicht mehr
frei ist, gedeutet worden sein möchte. Zudem liebt es
der Neid, grossen Männern, wenn man schon sonst nichts
Schlimmes über sie weiss, wenigstens geheimen Stolz
nachzusagen, — der Neid zu seinem eigenen Tröste.
Dass sich nun das umwohnende Volk, Quirins Zeit¬
genossen und Unterthanen, von seinem gnädigen Herrn
einen so heroischen Zug der Demuth erzählten, und ihn
glaubten, das ist wohl ein starker Beweis, dass sie den
befürchteten Fehler in seinem oft kühnen, hochstreben¬
den Charakter nicht gefunden hatten.
Vor etwa dreissig Jahren erzählte mir ein Bürger
der Stadt Hohenfurt, wie er so glücklich sei, sich im
Besitze des Rosenkranzes vom Prälaten Quirin zu be¬
finden. Diesen habe nämlich der Kammerdiener nach
dem- Tode seines gnädigen Herrn geerbt, und von
diesem sei er, ich weiss nicht mehr, durch welche gün¬
stige Umstände und glückliche Combinationen, endlich
in seinen Besitz übergegangen. Abt Quirin war nun
wirklich ein servus Mariae; auch auf seinem schönen
Grabmonumente ist er in Basrelief dargestellt knieend
vor dem Bilde der Hochgebenedeiten; er dürfte sonach
auch den Rosenkranz gerne gebetet haben. Dass man
aber ein so unbedeutendes Andenken, wie ein Rosen¬
kranz, — materiell, so viel ich den Worten des Erzäh¬
lers entnehmen konnte, ohne Werth — dass man es
85 Jahre nach dem Tode des äbtlichen Eigentümers
noch in so hohen Ehren hielt, ist sicher ein Beweis,
dass Quirin bei seinen Zeitgenossen im Rufe einer innigen
Frömmigkeit stand.