Volltext: Stift Hohenfurt vor 120 Jahren und heute, 1882, 11. November

 
 
 
Thurm, die herrlich restaurirte Kirche, und das werth- 
volle Schieferdach derselben sind das dauernde Denkmal 
des gegenwärtigen  hochwürdigsten Herrn Abtes, sowie 
auch das ganze nordwestliche Viertel des Stiftes, welches 
wir später besuchen wollen. 
II. 
Und wer bewohnte diese ehrwürdigen Hallen vor 
120 Jahren? Um diese Abendstunde unseres heutigen 
Festtages, n. November 1862, waren unsere Vorfahren 
wohl alle schon zu Bette gegangen. Denn des anderen 
Tages hiess es früh aufstehen um drei Uhr, und dann 
im Chore anderthalb Stunden lang Gott den Herrn 
loben und preisen. Diese strenge Tagesordnung ward 
auf den Capiteln der Ordensäbte festgesetzt und pünkt¬ 
lich vollzogen. Ein grosser Theil des Officiums wurde 
gesungen. Um Mittag herum hatten sie noch ein eigenes 
Officium, welches sie (wie mir aus mündlicher Ueber- 
lieferung bekannt) das Purum nannten, und das wahr¬ 
scheinlich dem heiligsten Sacramente galt. Zweimal 
täglich mussten alle meditiren. Die Disciplin der da¬ 
maligen Zeit war eben so strenge als weise geordnet. 
Sie wird bis auf 'den heutigen Tag im Stifte Mehrerau 
bei Bregenz, und in den sächsischen Nonnenklöstern 
unseres Ordens, Marienstern und Marienthal, noch genau 
so gehalten, wie bei uns vor 120 Jahren. Dorthin war 
nämlich die Josephinische Klosterstürmerei nicht ge- 
drungen. 
Sehen wir uns jetzt den Personalstand des Stiftes 
vom Jahre 1762 an. Die Zahl der Stiftsglieder betrug 
58, nämlich 45 Priester, 11 Fratres, worunter man Kleriker 
und Novizen verstand, und 2 Conversen, d. i. Laien- 
brüder. Der heutige Personalstand ist fast ganz derselbe, 
 
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