Volltext: Die Druck- und Verlagsanstalt Jos. Feichtingers Erben (Hans Drouot) in Linz

des Geschäftes und erhielt „als Beweis des erworbenen Vertrauens*’ schon im 
Juni 1888 die Prokura. Das zunehmende Alter zwang Victor v. Drouot, die Leitung 
seines Unternehmens immer mehr und mehr der jüngeren bewährten Kraft des 
Neffen zu überlassen, der dann testamentarischer Verfügung zufolge es am 7. Mai 
1897 nach einer siebzehnjährigen Tätigkeit in demselben und nachdem er es 
seit zehn Jahren schon allein geleitet hatte, samt dem Hause käuflich erwarb. 
Bei der Übertragung des Eigentums am Hause wurde durch einen Statthalterei¬ 
erlaß vom 10. September 1897 die Eigenschaft der Buchdruckereigerechtigkeit als 
eines radizierten Gewerberechtes ausdrücklich anerkannt und neuerlich grund¬ 
bücherlich vor gemerkt. 
Hans Drouot führte das Geschäft im Sinne seiner Vorgänger weiter. Er erhielt 
im März 1898 selbst den Titel eines k. u. k. Hofbuchdruckers und wurde für 
seine geschäftliche Tätigkeit schon 1893 mit der Staatsmedaille sowie für patrioti¬ 
sches und humanitäres Wirken von allerhöchster Stelle wiederholt ausgezeichnet. 
Seine Tätigkeit gehört aber noch nicht der Geschichte an. Es sollen hier nur 
nackte Zahlen und Tatsachen berichten : Hans Drouot war 1899 auch Mitbegründer 
des Reichsverbandes der Buchdruckereibesitzer Österreichs und nahm schon an 
der ersten in Wien abgehaltenen Besprechung zur Gründung des Reichsverbandes 
teil. Ein solcher setzte aber selbstredend den Bestand von Schutz verbänden in 
den Kronländern voraus. 
Drouot arbeitete daher mit seinem Linzer Kollegen Julius Wimmer und dem 
Generaldirektor des kath. Preßvereins Friedr. Pesendorfer die Statuten für den 
oberösterreichischen Schutzverband aus, für die er auch mit Energie die sofortige 
behördliche Genehmigung zu erwirken wußte. Diese wurden dann zum Vorbild 
für die übrigen Kronlands-Schutzverbände. Der oberösterreichische Verband, dessen 
Vorstand Drouot bis 1909 gewesen, umfaßte nach seiner Gründung sämtliche 
Buchdruckereibesitzer des Kronlandes und wurde in mancher Hinsicht beispiel¬ 
gebend. Von 1902 bis 1905 war Drouot Vorsteher des Landesgremiums der Buch¬ 
drucker Oberösterreichs und ist seit 1905 Obmannstellvertreter des Hauptverbandes 
der Buchdruckereibesitzer Österreichs, dessen Delegierter für Ob.erösterreich er 
bis zum Jahre 1923 war, in welcher Eigenschaft er das Interesse seiner Kollegen 
in selbstloser Weise, oft unter den schwierigsten Verhältnissen, wahrgenommen hat. 
Hans Drouot ist ferner Ehrenmitglied des Oberösterreichischen Kunstvereines und 
seit 1889 im Ausschuß des Landeshilfs Vereines vom Roten Kreuz für Oberösterreich 
tätig, als dessen Vizepräsident er seit 1923 fungiert. 
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde die Feichtingersche Druckerei 
als erste in Oberösterreich unter der weitblickenden und besonders bewährten 
technischen Leitung des Direktors Carl Großer, geboren zu Risa bei Leipzig, 
(vom 1. Mai 1852 bis 30. April 1887) für den Musikaliendruck eingerichtet. Die 
gelungene Herstellung des für Bürgerschulen bestimmten Liederbuches von Adalbert 
Proschko „Liederquelle” sowie später des „Kommersbuches der Wiener Studenten” 
von Max Breitenstein machten die Offizin auf diesem Spezialgebiet rasch bekannt 
und vielfach gesucht. 
Mitte der Siebzigerjahre druckte die Anstalt auch den „Lehmann”, das be¬ 
kannte Wiener Adreßbuch, wie es überhaupt mit dem namhaften Verlag des 
Universitätsbuchhändlers Alfred von Holder in Wien seit dessen Begründung in 
enger Fühlung stand. Sehr viele der großen und schönen Verlagswerke dieser 
Firma sind aus der Feichtingerschen Offizin hervorgegangen. 
Sie blieb auch bis zum heutigen Tag der Hauptlieferant der Landesstellen 
und Behörden und setzte so gewissermaßen die Tradition fort, die ihre mit dem 
Titel „Landschaftsbuchdrucker” ausgezeichneten Vorgänger begründet hatten. 
Die spätere Entwicklung der Illustrationstechnik wurde von Hans Drouot 
genau verfolgt und er wußte sich bald ihre Fortschritte nutzbar zu machen. 
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