Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

entstammte einer französischen Emigrantenfamilie, war am 10. Juni 1811 als Sohn 
eines k. k. Oberarztes in Höritz geboren worden und hatte die Kadettenschule in 
Bruck an der Leitha besucht. In Linz lernte er die ältere (am 13. Oktober 1796 
geborene) Tochter der Frau Feichtinger, die ebenfalls Josefa hieß, kennen, hei¬ 
ratete sie im Jahre 1845 und trat in das Geschäft seiner Schwiegermutter ein, 
dessen einziger Chef er nach deren am 8. November 1847 erfolgtem Tod wurde. 
Victor Drouot, der bis zu seinem Tode am 7. Mai 1897, also über ein halbes 
Jahrhundert lang, an der Spitze der Buchdruckerei und Verlagsanstalt Jos. Feich- 
tingers Erben (Victor Drouot) gestanden ist, hat nicht nur das alte Unternehmen 
erfolgreich geleitet, vielfach ausgestaltet und innerlich gefestigt, sondern er hat 
auch in der Geschichte von Linz, das wirklich seine zweite Vaterstadt geworden 
ist, eine namhafte Rolle gespielt. Schon 1848 zeichnete er sich als Mitorganisator 
der Nationalgarde neben dem Oberstleutnant Grafen Weißenwolff aus und wurde 
später ihr Major und Kommandant. Im Jahre 1850 wurde er in den neu kon¬ 
stituierten Gemeinderat und 1861 zum Vizebürgermeister gewählt. Als solcher oblag 
ihm im Jahre 1862 die Sicherung der Stadt und ihrer Bevölkerung bei der 
großen Überschwemmung, eine Aufgabe, der er sich mit solcher Hingebung und 
solchem Geschick unterzog, daß er sich die allgemeine Dankbarkeit erwarb und 
im Jahre 1867 zum Bürgermeister gewählt wurde. Seine „große Energie und 
Umsicht” in dieser Stellung, die er sechs Jahre einnahm, wird von allen Seiten 
gerühmt. Er bekleidete auch zahllose sonstige Ehrenstellen, war ein eifriges Mitglied 
der Vorstellung des Museums, Präsident des Kunstvereines und durch ein Menschen¬ 
alter (1855 bis 1888) hindurch Direktor der Allgemeinen Sparkasse, wie auch 
Vizepräsident des Landes Vereines vom Roten Kreuz. Im Jahre 1877 wurde er mit 
dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet und in den Adelsstand erhoben. 
Ein Jahr darauf erhielt er den Titel eines k. k. Hofbuchdruckers, was damals 
für einen Buchdrucker in der österreichischen Provinz eine außerordentliche Aus¬ 
zeichnung war. 
Mit besonderem Eifer hat er sich von Anfang an der Buchdruckerei gewidmet 
und sich in das kommerzielle Leben ein gearbeitet. Die Arbeiten seiner Offizin 
wurden bei verschiedenen Ausstellungen mit goldenen Medaillen und Diplomen 
ausgezeichnet. Am 1. Oktober 1884 übernahm er wieder die Herstellung und den 
Verlag der Linzer Zeitung”, die so in die Offizin jenes zurückkehrte, dessen 
Vorgänger sie mehr als 200 Jahre früher gegründet hatte. Hier erschien sie dann 
ununterbrochen bis zum letzten September 1896, an welchem Tag sie in den 
Verlag von E. Mareis überging. Victor Ritter v. Drouot stand auch mehrere Jahre 
an der Spitze seiner Standesgenossen, als Vorsteher des Gremiums der Linzer 
Buchdrucker. 
Nach einer fast dreißigjährigen außerordentlich glücklichen Ehe, die aber 
kinderlos blieb, wurde ihm seine Gemahlin Josefine, geb. Feichtinger, am 23. August 
1872 durch den Tod entrissen. Am 22. Februar 1879 verhelichte er sich dann wieder, 
und zwar mit der Tochter Louise (geb. 25. November 1853, gest. 22. Januar 1911) 
des bekannten Linzer Baurates Knörlein. Sie schenkte ihm einen Sohn, Victor, der 
aber schon im 14. Lebensjahre das Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Im Alter 
von 86 Jahren verschied Victor v. Drouot, innig und aufrichtig betrauert nicht 
nur von seiner Gattin und seiner Familie, sondern von allen seinen Mitarbeitern 
und von den weitesten Kreisen der Linzer Bevölkerung. Sein Leichenbegängnis 
war eine machtvolle Offenbarung der Dankbarkeit, mit der die Stadt Linz an 
ihrem verehrten Altbürgermeister hing. 
Schon im Oktober 1880 hatte Victor v. Drouot seinen Neffen Hans Drouot, 
den Sohn seines 1876 verstorbenen Bruders Josef Drouot, an seine Seite gerufen. 
Dieser, am 16. Mai 1855 geboren, hatte sich gleich seinem Oheim anfangs der 
militärischen Laufbahn widmen wollen. Er wurde bald der administrative Leiter 
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