Volltext: Wanderungen im inneren Böhmerwalde

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Frau Macho findet das ganz begreiflich und 
deckt mir schon vor tl Uhr auf. Die kleine Flasche 
„Schwarzes' (Bier) schiebe ich in meinen Buckelsack, 
nehme noch ein paar Zigarren bei der Tabakkramerin 
im Hause und schlendre dann am Fußsteige Machos 
Hutweide zu. Ei, da muß ich ja an dessen Haarstube 
vorüber und, richtig, darin wird jetzt gebrechelt. 
Von weitem schon höre ich das lustige Lachen und 
Stimmengezwitscher (weibliche Zungen können nicht 
eine nach der anderen, sondern müssen immer drei, 
fünf zugleich sich betätigen: es könnte sonst bei einem 
Zurückhalten des Redeflusses sie ein Zungenschlag treffen). 
Und oh — sie sind meiner auch schon ansichtig 
geworden. Jetzt schwirren die Mädchenstimmen wie 
aufgescheuchte Vogelstimmen durcheinander — aus denen 
ich aber zwei, drei bestimmt herauserkenne: die der 
blonden dicken Hanni und der kleinen braunhaarigen 
Marie (Machos Stall- und Zimmermädchen). Sie 
scheinen über etwas sich nicht einigen zu können. 
Ich komme näher. Da verstummt Geplauder, Lachen 
und Maschingeklapper. Von der Hütte her kommt 
eilig die Hanni auf mich zu, stellt sich vor mich in 
den Steig, legt eine Handvoll „Haar" mir vor die 
Füße und spricht: 
„Die Haarfrau läßt Euch grüßen, 
der Herr möcht einen Taler schießen — 
ist das aber ihm zu viel, 
so geb er, was er will." 
Ich kenn diesen Brauch: die Leckermäulchen 
dort drinnen möchten was zum Naschen, was Süßes 
zum Schlecken. — Ich reiche ihr lachend eine Münze,
	        
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