Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

36 
ruhigen und sicheren Leitung das Einlage-Guthaben von 1,327.000 fl. auf nahezu 
zwei Millionen. Vermehrte Berufsgeschäfte, welche ihn nur selten nach Linz 
kommen ließen, und die erhöhte Inanspruchnahme, welche die Präsidialgeschäfte 
des Landes an ihn stellten, veranlaßten ihn anfangs 1858, seine Stelle als 
Präsident und Ausschußmitglied, der Sparkasse niederzulegen. Mit großein 
Bedauern nahm der Ausschuß das Scheiden Lebschys zur Kenntnis und über 
reichte dem allbeliebten und hochverdienten Präsidenten korporativ eine Dank 
adresse. (Nach „50 Jahre Allgemeine Sparkasse und Leihanstalt Linz" von 
Dr. A. Sonnleithner.) 
Als die Sparkassenbewegung auch auf das Land hinausdrang, fand sie 
an den Stiftsmitgliedern eifrige Förderer. Sie halfen mit Rat und Tat bei der 
Gründung, sie animierten ihre Pfarrangehörigen und Bekannten zur Einlegung 
der Ersparnisse, sie behoben Mißverständnisse und Mißtrauen, sie beteiligten 
sich vielfach auch an der Leitung, indem sie Vertrauensstellen in Direktion und 
Aufsichtsrat annahmen und bestimmten wiederholt die Direktoren, einen Teil 
der üblichen Subventionen für lokale religiöse, kirchliche und karitative Zwecke 
zu verwenden. 
Als die bäuerliche Kreditorganisation in Form von Raiffeisenkassen gleich 
einem Netze das ganze Land überzog, waren es in den Gemeinden der Stifts 
pfarren wieder fast nur Stiftsmitglieder, welche die Landwirte von der Zweck 
mäßigkeit dieser Genossenschaften überzeugten, bei der Gründung halfen und 
meist die Leitung übernahmen, indem sie in selbstloser Weise das mühsame Amt 
eines Buch- und Kassenführers ausübten. Besondere Verdienste in dieser Be 
ziehung erwarb sich für die ganze Umgebung Herr Hermann Jos. Voraberger 
(f 1918 als Dechant in Friedberg), welcher eine Druckschrift „Selbsthilfe" heraus 
gab, gemeinsam mit dem Landesbeamten Kaipper die Bewegung populär machte 
und in Oepping schon eine Kasse gründete, als deren Segen anderwärts noch 
kaum bekannt war. 
Was das soziale und karitative Wirken des Stiftes im engeren Sinne be 
trifft, so sei zunächst ein Blick geworfen auf den Kreis der Stiftsholden. Natürlich ist 
hier der soziale Gegensatz nicht so stark ausgeprägt wie in Jndustriegegenden, das 
Leben bewegt sich vielfach in alten Bahnen und hängt noch an der Naturalwirt 
schaft, welche jetzt im Kriege wieder so zu Ehren gekommen ist. Die Löhne sind 
mäßig, wenn man nur das bare Geld rechnet, sie steigen aber bedeutend, wenn 
man die Deputate an Holz, Aeckern und Wiesen dazu nimmt. Der Verdienst 
ist ein dauernder. Viele haben Hänschen mit hinreichender Oekonomie. beson 
ders die Holzhauer in Holzschlag und Sonnenwald. In neuester Zeit erbaute 
das Stift Arbeiterwohnungen für die landwirtschaftlichen Arbeiter in Cerhonic. 
Die weiblichen Arbeiter des Meierhofes finden in ihren alten Tagen ein Asyl 
im Martinspitale zu Aigen. Für treue Diener sind einige billige Pächterposten 
vorhanden, für Taglöhner und Handwerker ist auch im Winter Gelegenheit zu 
Verdienst geboten. Die Auslagen für Arzt und Apotheke, die das Stift bestreitet,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.