Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

den. Entsprechend der bereits erwähnten Aehnlich- 
keit den Wirkungen des Lichtes sind die Wirkungen der 
Radiumstrahlen auf feste Körper vorwiegend die be¬ 
kannten Verfärbungen und Zerstörungen, die wahr¬ 
scheinlich durch erhöhte Oxydationsprozesse durch pri¬ 
mär entstehendes Ozon zustande kommen. Reduzierend 
ist der Einfluß der Radiumstrahlen auf Chlor- und 
Bromsilber, der die Grundlage ihrer photographischen 
Wirkung, die bereits erwähnt ist, bildet. Auf Flüssig¬ 
keiten üben die Radiumstrahlen, besonders auf das 
Wasser, ähnliche Wirkungen aus wie das ultraviolette 
Licht der Quecksilberlampe, das allerdings selbst bei 
Verwendung kräftiger Radiumpräparate sehr viel schnel¬ 
ler wirkt. Unter den Wirkungen auf Gase ist die Bil¬ 
dung von Ozon aus Sauerstoff die auffallendste, die in 
der Nähe jedes stärker strahlenden Präparates an dem 
charakteristischen Geruch wahrnehmbar ist. Es finden 
auch andere Synthesen aus gasförmigen Bestandteilen 
(Knallgasbildung in geschlossenen Radiumröhren!), wie 
natürlich auch Analysen in Elemente statt. (Ueber die 
zugrunde liegenden Theorien: Irinyi, Planck usw., siehe 
F achliteratur.) 
Die Untersuchungen der Einwirkung von Radium¬ 
strahlen auf die Stabilität kolloider Lösungen, bei denen 
vorwiegend ß-Strahlen zur Wirkung kamen, haben ge¬ 
zeigt, daß positive Kolloide ausgefällt werden, während 
negative der Bestrahlung standhalten. 
Auf den erwähnten chemischen Wirkungen beruhen 
auch die physiologischen Wirkungen der Radiumstrah¬ 
len. Die vor allen Dingen in der ersten Zeit nach der 
Entdeckung des Radiums auftretenden, durch ß-Strah- 
len verursachten Wunden, die Verbrennungen sehr 
ähnlich sahen, sich von den letzteren aber durch das 
anfangs vollkommene Fehlen irgendwelcher Gefühls¬ 
sensationen unterschieden, lenkten das Interesse auf 
die physiologischen Wirkungen, die die Radiumstrah¬ 
len ausüben, und führten bald zu Versuchen, dieselben 
therapeutisch auszunutzen. Entsprechend dem in der