Volltext: Briefe

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Durch mich erleidest Du keinen Verlust; denn was so scheint, 
ist nicht so. Du hast die Frucht teils schon in den Händen, teils 
ist noch so viel an Handschriften mein Eigentum, welches wie 
der in unvorhergesehenen Fällen in Deine Hände geht, und diese 
Frucht ist eine, die im Reifen begriffen ist, wie die Früchte un 
serer großen Dichter gereift sind, denen ich zwar weit nachstehe, 
denen ich aber doch ungleich verwandter bin, als dem jetzigen 
Elende unserer Dichtkunst, manch einzelnes Herrliche ausge 
nommen. Nicht die Dichter selbst aber, sondern die später ka 
men, haben die Frucht gepflückt. Von höheren Menschen sind 
sie gleich erkannt worden, und von diesen hat sich das Urteil auf 
alle endlich fortgepflanzt, und Goethe, dessen schlechten Wer 
ther man vergöttert, dessen herrliche Dichtungen man kalt auf 
genommen und verunglimpft hatte (lies den Engländer Lewis), 
steht jetzt in jedem Bücherkasten. Du bist zwar nicht viel jünger 
als ich, jedoch Du lebst in Deinen Kindern fort, denen ich Ge 
deihen an Leib und Seele von Gott erflehe. Als ich krank war, 
faßte mich das bitterste Gefühl, daß nun die Arbeit leidet; es 
faßte mich das bitterste Gefühl um Dich, und ich tat, wie ich Dir 
schrieb, das Übermenschliche (lies doch den Brief nach) und 
machte die zwei Bände Mappe fast fertig, weil ich an Witiko 
nicht arbeiten konnte, und zerstörte vielleicht wieder, was der 
Arzt gut machte, und verzögerte die Genesung. Du schriebst 
lange nicht, und als Du endlich schriebst, erkannte ich Deine ge 
gen mich eingenommene Stimmung und suchte sie durch Dar 
legung der Sache zu zerstreuen; aber es gelang mir nicht, und 
nun bin ich ohne weitere Verteidigungswaffe und erwarte, was
	        
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